Hunde würden nach England reisen

Mein Hund ist seit diesem Sommer ein riesiger England-, bzw. Großbritannien-Fan. Ich bin davon überzeugt, Rossi hatte dort die beiden wunderbarsten Wochen seines 4-jährigen Hundelebens.

Wichtig ist für mich natürlich auch, dass Rossi sein Autotrauma inzwischen überwunden hat. Er nimmt die Sache jetzt ziemlich entspannt und es kommt nur noch selten vor, dass er hechelt. Früher hat er das auf langen Strecken stundenlang gemacht: stehen, stumpfsinnig vor sich hinstarren und hecheln. Heute seh ich da glücklicherweise ganz andere Bilder…

Dank der vereinfachten Quarantänebestimmungen ist es keine große Sache mehr, mit dem Hund nach Großbritannien zu reisen. Und es lohnt sich, es ist das reinste Hundeparadies.

Für die Einreise braucht der Hund:
1. Microchip
2. einen europäischen Heimtierpass
3. eine gültige Tollwutimpfung
4. eine Wurmkur, die mindestens 24 Stunden vor Einreise, längstens 120 Stunden vor Einreise durchgeführt wurde.

3. und 4. müssen korrekt im Heimtierpass vom Tierarzt eingetragen werden. So war es 2014.

Als ich im April mit Rossi in Schottland war, hatten wir am Zoll ziemliche Probleme, weil unsere Tierärztin das Datum der Wurmmittelverabreichung korrigieren wollte und es einfach überschrieben hat. Diesmal ging alles glatt. Am Zoll bekam ich einen Scanner ins Auto gereicht, einmal am Hals lang, wo der Chip sitzt, piep und wir durften nach England.

Was Großbritannien für Hundebesitzer so paradiesisch macht, fängt mit den britischen Hunden an. Die sind meist sehr gut erzogen und sozialisiert. Viele Briten halten sich Hunde gleich im Rudel und kommen mit 4 oder 5 Hunden an der Leine daher. Nicht alle natürlich, aber deutlich mehr als bei uns. Grundweg kann man sagen, die Briten sind verrückt auf Hunde. Somit sind die Pelznasen auch fast überall willkommen.

Den jungen Mann auf dem Bild kenn ich nicht. Rossi auch nicht, aber er ist ein bisschen neben ihm herspaziert, bis ich ihn erinnert habe, dass er falsch unterwegs ist…

Fähre:
Für die Überfahrten nach Großbritannien gilt leider: Hunde dürfen nicht an Deck und müssen im Auto bleiben. Wer seinem Hund das nicht zumuten möchte, kann alternativ durch den Tunnel einreisen, dabei kann er mit dem Hund im Auto bleiben.

Rossi ist jetzt viermal zwischen Calais und Dover über den Kanal geschippert. Beim ersten Mal war er ziemlich aufgeregt und wenig begeistert, dass ich ihn alleine lasse. Sprich er hat gejammert. Bei meiner Rückkehr hat er sich wie verrückt gefreut, wirkte sonst aber recht entspannt. Auf die Calais-Dover Fahrt folgten beim ersten GB-Trip noch weitere Überfahrten in Schottland. Hier durfte er mit an Deck, ich hab ihn aber immer im Auto gelassen, weil ich mir nicht sicher war, ob er an Deck nicht mehr Angst hat als im Auto. Inzwischen hat er sich ziemlich gut an die Fähren gewöhnt und jammert weder zum Abschied, noch hyperventiliert er beim Wiedersehen. Es ist so, als würde ich mal kurz einkaufen und er bleibt im Auto. Kein Problem.

Linksverkehr:
Beim ersten Mal in Großbritannien konnte Rossi den Linksverkehr überhaupt nicht ab. Wenn die LKWs an seiner Seite vorbeidonnerten, hat er sich jedesmal geduckt. Jetzt bei der zweiten Reise hat ihn das überhaupt nicht mehr gekratzt.

Übernachtung:
In vielen Ferienhäusern sind Hunde erlaubt und auf Campingplätzen sind Hunde so selbstverständliche Gäste wie ihre Halter. Nach zwei Campingplätzen hab ich Rossi gar nicht mehr bei der Anmeldung erwähnt. Fast alle Camper haben einen oder mehrere Hunde dabei. Gar kein Thema. Der Hund muss natürlich unter Kontrolle gehalten werden und im Normalfall gilt Leinenpflicht.

Auch eine Selbstverständlichkeit: Die Hinterlassenschaften von Wauwi sind mitzunehmen und ordnungsgemäß in der nächsten Mülltonne zu entsorgen. Das gilt überall in England. Viele Campingplätze haben sogar eigene Doggy-Bereiche oder Walks, wo der Hund herumtoben und seine Geschäfte erledigen kann. Also Camping mit Hund ist super.

Mit Hotels hab ich nicht so gute Erfahrungen gemacht, besonders mit den Hotelketten rechts und links der Autobahn. Einige Hotelketten verbieten Hunde generell (z.B. Premier Inn), in anderen nächtigt der Vierbeiner sehr kostspielig. Bei Travellodge hätte ich für Rossis Übernachtung 28 Pfund bezahlen sollen, dem gegenüber stand ein Betrag von rund 30 Pfund für meine Übernachtung. Wie es bei kleineren Privathotels oder B & Bs aussieht kann ich nicht sagen.

Aktivitäten:
In den schönen Parks und Gartenanlagen heißt es fast immer „Dogs are welcome“. In Tredegar House (Wales) durfte Rossi nicht nur in alle Gartenbereiche (auch in den Walled Garden), im Park gab es sogar einen hundefreundlichen Spazierweg um einen kleinen See. Die Hunde konnten im See und Bach baden und auf dem Spazierweg ohne Leine laufen. In Haus Nähe mussten sie dann wieder angeleint werden. Rossi hat da riesigen Spaß gehabt.

In Colby Woodland Garden (Wales) kann man im Woodland herrliche Spaziergänge machen. Allerdings durfte Rossi nicht in den Walled Garden, der war für Hunde tabu. Ähnlich wurde es auch in Mottisfont (Hampshire) gehandhabt. Dann ist es praktisch, wenn man sich mit dem dogsitting abwechseln kann.

Rossi und Emma (die wir in der zweiten Woche in England getroffen haben), sind etwas enttäuscht, dass sie nicht in den Walled Garden von Mottisfont dürfen 🙁

Meist stehen auch für die Hunde Wassernäpfe aus und manchmal gibt es sogar Leckerchens. Im National Trust Cafe von Kingston Lacy gab es zu Frauchens Tea and Scones einen Hundekeks dazu. Rossi fand die sehr lecker. Rossi ist jetzt jedenfalls ein riesiger Gartenfan.

Hund am Strand ist auch kein Thema. Manchmal gibt es eigene Abschnitte für Hunde, aber so problemlos wie in Großbritannien war ich noch nirgends mit Rossi am Meer.

Und jetzt die Krönung: Rossi war in der Kirche! Nein Untertreibung, er war in der Kathedrale! In Salisbury. Als wir vor dem Eingang standen, kam eine nette Mitarbeiterin und lud uns mit den Worten „dogs are very welcome“ in die Kathedrale ein. Nicht nur welcome, sondern very welcome. Also war Rossi in der Kathedrale. Fast eine ganze Stunde lang hab ich mir alles angesehen und fotografiert. Alldieweil Rossi ganz lieb und andächtig neben mir stand, keinen Mucks von sich gab und mehrfach gelobt wurde, wie gut er errzogen ist. Freut einen ja, vor allem, wenn man selber nicht so ganz davon überzeugt ist.

Gestreichelt wurde er auch quer durch Großbritannien. Er hat sich haufenweise neue Freunde gemacht. Am lustigsten war es an der Brückenmautstelle über den River Severn. Nachdem ich mich verrenkt und auf der Beifahrerseite das Fenster runtergekurbelt hatte (leider kein elek. Fensterheber), bekam der „Mautmann“ von meinem vierbeinigen Beifahrer die Finger geleckt, als er die Hand nach dem Geld ausstreckte. Er schaute etwas verdutzt und lachte dann: „kind dog!“

Fazit: Rossi hatte einen herrlichen Urlaub bei den Briten und ich auch – es war einfach alles sooo entspannt.

Jetzt liegt er auf seinem neuen Kissen, noch auf dem letzten Drücker in Dover gekauft, und träumt vom nächsten Urlaub…

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