Mit dem Campervan in England, Wales & Irland

Im August 2016 waren wir anfangs zu zweit und später ich alleine mit meinem ausgebauten Dacia Dokker (=fahrbares Schlafzimmer) 4 Wochen lang mitsamt Hund in England, Wales, Irland (Rep. und Nord) und Schottland unterwegs. Nachfolgend eine kleine Zusammenfassung der Camping-Erfahrungen und -Erlebnisse.

Wildcampen / Overnight Parking?

In Schottland ist es offiziell erlaubt, in England, Wales und Nordirland ist es verboten, in Irland ebenfalls, aber dort wird es wohl geduldet, wenn nicht ausdrücklich ein No camping / overnight Parking Schild rum steht.

Abgesehen von dem Verbot ist es in England, Wales und Nordirland auch fast unmöglich einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Weil:

1. Überall gibt’s CCTV Überwachung, selbst öffentliche Mülltonnen werden auf diese Weise überwacht, dass man nicht seinen Hausmüll entsorgt.

2. Speziell in England ist fast alles in Privatbesitz oder gehört Organisationen wie National Trust und English Heritage. Um alles ist ein Zaun gezogen, eine Mauer gesetzt oder eine hohe Hecke gepflanzt. Es gibt praktisch keine Wald- oder Feldwege, die sich für ein Overnightparking eignen würden, oder nutzbare Standflächen neben der Straße. Versperrt.

3. Auf den Rastplätzen entlang der Autobahn muss man Parkgebühren bezahlen, wenn man länger als 2 Stunden bleibt. Kann sonst teuer werden. Teilweise ist Overnight Parking aber auch verboten.

Die Iren sind in Sachen Overnight Parking deutlich lockerer, ich hab sogar einen Caravan gesehn, der direkt auf dem Strand gecampt hat. Wie gesagt, es ist offiziell verboten, wird aber geduldet.

Von meinen 14 Übernachtungen in Irland waren 5 No Budget Nächte. Teilweise geplant, weil mir die Campingplatzpreise zu hoch waren, teilweise als Notlösung, weil auf meiner Route kein Campingplatz zu finden war.

Anders als in England findet man hier schon leichter einen Stellplatz für die Nacht. Aber ganz einfach ist es auch nicht.

Die erste kostenlose (Rest)Nacht habe ich auf einem „wilden“ Parkplatz am Strand von Rosslare verbracht. Nach der nächtlichen Fährüberfahrt von Fischguard (4,5 Stunden) fehlten mir einfach ein paar Stunden Schlaf. Also hab ich am Strand von 7 bis 10 Uhr weitergeschlafen. Kein Problem.

Rossi freute sich nach dem Frühstück über den Strandbesuch…

Nachdem ich mit dem Preis-/Leistungsverhältnis der irischen Campingplätze total unzufrieden war, hab ich die 3. Nacht auf einem Pass (Halbinsel Beara) oben in den Bergen verbracht und auf einem Viewing Point geparkt. Kam kaum ein Auto vorbei, aber am Abend setzte ein unglaublicher Orkan ein, der die ganze Nacht und die nächsten beiden Tage durchhielt. Das Gerüttel am Auto machte die Nacht nicht besonders gemütlich. Tatsächlich war ich schon etwas in Sorge, dass wir vom Berg wehen könnten. Nach zwei schlaflosen Stunden bin ich vorsichtshalber doch noch mal ausgestiegen, um die Lage zu checken.

Aber ich hatte ja eine sehr gute Nachbarschaft, wahrscheinlich ist mein Auto deshalb nicht im Orkan davon geflogen…

Die dritte No Budget Nacht fand zwei Tage später auf der Dingle Peninsula auf einem Parkplatz am Strand statt. Auf Dingle musste ich ewig nach einem geeigneten Platz suchen. Es war bereits stockdunkel, als ich mich dort eingenistet habe. Weil da schon ein Wohnmobil stand, erschien mir der Platz „sicher“ und inzwischen war ich so müde und genervt, dass mir eh alles egal war.

Am Morgen krabbelten allerdings ein paar Leute um mein Auto. Obwohl ich durch den nächtlichen Regen in einer riesigen, knöcheltiefen Pfütze stand. Nachdem ich mit Rossi am Strand und klatschass war, machten wir uns wieder vom Acker.

Die vierte No Budget Nacht war nicht unbedingt geplant. Eigentlich wollte ich auf einen Campingplatz. Aber dort wollte sich niemand mit meiner Ankunft beschäftigen. Es kuckte zwar jemand aus dem Fenster – aber als 10 Minuten lang nichts geschah, bin ich wieder gefahren. Die wollten halt nicht.

Platz Nummer 4 war neben der Straße und wohl im Zuge von Wald/Straßenarbeiten entstanden. Der Standort war gut, aber so windstill, dass sich Herden von Kriebelmücken und Mücken vorstellten. Die Viecher waren übrigens nur halb so groß, wie ich sie aus Skandinavien / Schottland kenne.

Die 5. No Budget Nacht verbrachte ich auf einer Einbuchtung neben einer Küstenstraße, allein unter Schafen. Der Standplatz war eigentlich gut. Soweit ich es mitbekommen habe, kamen nach Dunkelheit und am frühen Morgen etwa 10 Autos vorbei, die sich nicht an mir gestört haben.

Aber ich stand etwas schräg und ich kann es absolut nicht leiden wenn ich in irgendeiner Richtung schief schlafe. Das Problem hatte ich häufiger und deshalb war ich zum Schluss auch nicht mehr so wild aufs wildcampen. Auf einem Campingplatz hat man in der Regel bessere Möglichkeiten, sein Auto wasserwagengenau auszurichten.

Eine 6. No Budget Nacht gab es in Schottland. Nach meiner nächtlichen Überfahrt von Belfast nach Cairnryan brauchte ich um 3 Uhr morgens noch etwas Schlaf.

Für alle, die in Cairnryan in der Nacht ankommen: Im Fährhafen kann man nicht stehen bleiben, um dort die restliche Nacht zu verbringen. Ich bin ein paar Kilometer weiter auf den Parkplatz eines Campingplatzes gefahren, wo bereits ein Sattelschlepper Overnight Parking betrieb.

Um 7 Uhr bin ich gleich weitergefahren, bis zur nächsten Picknick Aera etwa 20 km weiter. Als ich nach 3 Stunden Schlaffortsetzung frühstücken wollte, kamen zwei Senior Schotten mit ihren Hunden vorbei – eine pummelige Bulldogge und ein Baby Dackel. Gott war der Dackel süß. Rossi hat sich genau wie ich sofort in die Dame verliebt. Auch mit der Bulldogge hat er sich vertragen.

Der Frau musste ich erstmal erklären, dass ich sie leider gar nicht verstehe. Sie war darauf hin baff erstaunt und erklärte ihrem Mann auf englisch: The Lady doesn’t understand us. ja, kann kein Gälisch…

Ich glaub Oversea Touristen sind in Galloway eher selten, sie schienen recht verwundert, dass es mich ausgerechnet an ihren Strand verschlagen hatte. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch und Rossi und die anderen beiden Hunde wurden von dem Mann mit Leckerchens vollgestopft. Hinten im Bild sieht man die beiden nach Hause gehen…

Die Campingplatzsuche

Es gibt einige Broschüren, die von den verschiedenen Campingplatz-Zusammenschlüssen herausgegeben werden. Ich bin aber ohne ausgekommen und hab einfach während der Fahrt nach Campsite Schildern Ausschau gehalten, oder auch mal die Landkarte zu Rate gezogen.

Einmal hab ich wie schon erwähnt keinen Platz gefunden und musste wildcampen und ein paar mal wurde es zeitlich etwas knapp. Die Rezeptionen der Campingplätze sind meist nur bis 18 Uhr besetzt. Wer später ankommt, muss dann an der Haustür des Betreibers klingeln. Was ich nicht so gerne mache.

Ein einziges Mal bin ich ganz gezielt fast 100 km zu einem bestimmten Campingplatz hingefahren. Der sah in der Broschüre soo toll aus. Superschöner Strand. Was man allerdings nicht sah, bis dahin war es ein endlos langer Weg. Dazu war die Gegend ein totales Touristenmekka. Gar nicht schön.

Und was mich so richtig genervt hat, einige Camper hatten für die Toiletten und Duschen einen Schlüssel bekommen. Es hing zwar ein Schild an den Toilettentüren, dass sie nicht abgesperrt werden sollen, aber daran haben sich die Schlüsselinhaber nicht gehalten. So waren von 6 Toiletten nur 3 verfügbar und in die Duschen kam man nur mit Glück oder Schlüssel.

Preise auf den Campingplätzen

Generell gilt, wenn der Platz als Holiday Park deklariert ist und sehr groß ist, wird es automatisch teurer.

Das teuerste, was wir in England (zu dem Zeitpunkt noch mit 2 Mensch + Hund) bezahlt haben, waren 28 Pfund für einen Camperplatz mit Stromanschluss. Sonst lag der Preis für mein Auto auf einem Tent Pitch für zwei Leute + Hund, ohne Strom so zwischen 18 und 22 Pfund. In Wales war es teilweise auch günstiger. Nach 8 Tagen bin ich alleine nach Irland weiter – nur zur Erklärung, warum sich die Personenzahl ändert.

Auf dem Rückweg sollte ich (jetzt alleine mit Hund) in England auf einem ganz normalen Campsite für einen Zeltplatz ohne Strom, auf Rasen und unebenem Gelände 26 Pfund bezahlen. Es war nahe des Hadrian Walls, also beliebtes Tourismusgebiet. Aber der Platz an sich war nicht außergewöhnlich, Dusche frei, Wifi 3 Pfund extra.

Nachdem ich in der Nacht vorher in Nordirland nur 10 Pfund bezahlt hatte, fand ich das zuviel und hab gemeutert, dass das pretty much ist. Daraufhin wurde mir angeboten, dass ich auf dem Parkplatz vor dem Campsite für 15 Pfund stehen könnte. Voll schwachsinnig, aber ich hatte wenig Hoffnung noch was anderes zu finden und hab zugestimmt.

Da stand ich da also total ausgegrenzt draußen – 15 Pfund für Parken + 2 x Klo und 1 x Dusche.

Der nächste und letzte Campingplatz war in Yorkshire und hat nur 7,50 Pfund gekostet. Da waren die Sanitäranlagen zwar etwas krumm gebaut, aber sonst war der Platz auch nicht schlechter als der für 26 Pfund.

In Irland war Camping anfangs echt teuer. Die ersten beiden Campingnächte an der Süd-Ostküste kosteten jeweils 20 Euro – 1. Person, kein Strom oder besonderen Service. Es handelte sich nicht mal um besonders schöne Anlagen und für Duschen musste extra gezahlt werden. So kam ich auf’s Wildcampen…

Später dann – keine Ahnung, ob es daran lag, dass ich nun an der Westküste war und gen Norden fuhr, oder die Low Saison begonnen hatte – halbierte sich der Preis und ich war mit um die 10 Euro dabei.

Die beste Nacht hab ich auf dem Curraghchase Caravan & Camp Site mitten im Curraghchase Forest Park (Kilcornan, Co. Limerick) verbracht.

Im Preis von 10 Euro waren nicht nur die Dusche, sondern auch die kostenfreie Nutzung der Waschmaschine und des Trockners inbegriffen. Das tollste an der Waschmaschine war, dass man das Programm und die Temperatur selber einstellen konnte. Für Nichtcamper zur Erklärung: Meist hat die Maschine nur ein Kaltwaschprogramm, das nicht wirklich saubere Wäsche hervorbringt.

Für diesen Campingplatz gebe ich wirklich gerne meine Empfehlung weiter. Es gibt ein kleines Cafe und auch einen Aufenthaltsraum für Zelter. Der Platz ist herrlich für Wanderer, Radfahrer und Hunde, der 700 h große Wald mit tollen Wanderwegen bietet reichlich Auslauf. Mitten im Wald ist eine schöne Parkanlage mit alten Bäumen und einem „ruinierten“ Herrenhaus.

Ausstattung der Campingplätze

Da findet man im Prinzip alles: super toll angelegte Plätze mit einer gepflegten Gartenanlage und abgeteilten Stellplätzen

oder einfache Wiesen, auf denen vor Saisonstart noch die Schafe weideten.

Drei Campingplätze haben mir besonders gut gefallen, weil sie wirklich sehr schön angelegt waren. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass dort die Sanitäreinrichtung das Non plus Ultra gewesen wären…

Sanitäreinrichtungen

Hier wird einem ebenfalls alles geboten, von uralt und rostig über provisorisch bis super modern und komfortabel.

Am lustigsten fanden wir (da waren wir noch zu zweit) die Sanitäranlagen auf einem waliser Campingplatz. Ein Farmer hatte auf Campingplatzbetreiber umgesattelt. Um schnell starten zu können, wurden die Sanitäranlagen in Modulbauweise kreuz und quer in die alte Scheune reingesetzt.

Das nächste Bild zeigt die rechte Seite im Stall.

Die Container-Toiletten durften nur von Erwachsenen oder Kindern in Begleitung eines solchen benutzt werden. Sie hätten sich in den Dingern einsperren können.

Die halbfertig gebaute Toilette…

Ich weiß, das alles sieht voll gruselig aus, aber es war nicht sooo schlimm, weil die Toiletten als solches sauber waren. Was ich schlimmer fand, war, dass es keinen getrennten Sanitärbereich für Männer und Frauen gab. Ich teil mir nicht gerne mit fremden Männern das Klo und die Dusche – mal abgesehen von morgendlichen Begegnungen mit fremden Männern im Schlafanzug…

Auf einem anderen waliser Campingplatz gab es Toiletten- und Dusch-Container – aber immerhin waren Männer und Frauen getrennt. Die Container sahen von außen nicht so toll aus, waren drinnen aber richtig gut, fast wie private Toiletten/Duschen.

Was ich hervorheben möchte, egal wie historisch, provisorisch oder modern die Toilettenanlagen waren, die Toilettensitze waren durchweg sauber. Nicht weil alle halbe Stunde geputzt wurde, sondern weil die Briten und Iren die Toiletten vernünftig benutzen und sauber verlassen. Kann man sich draufsetzen!

Camping mit Hund

Gar kein Problem. Ich hab bei der Anmeldung überhaupt nicht mehr erwähnt, dass wir einen Hund dabei haben. Es hatte im Prinzip fast jeder einen Hund im Camper oder Zelt. Von denen hörte man auch so gut wie gar nichts. Einige Campingplätze in Großbritannien haben sogar extra Dogwalks angelegt.

In Irland hab ich zwar keine Dogwalks gesehen, aber dort war es ebenfalls kein Problem mit Hund. Eigentlich war es sogar noch unkomplizierter als in GB.

Camping mit Kindern

Ich trau mich kaum es zu sagen, aber ich hab mich lieber neben einen Caravan mit zwei Hunden als mit einem Kind gestellt. Während die Hunde durchweg alle sehr gut erzogen sind und beim kleinsten Bellgeräusch ermahnt werden, wird bei herumschreienden und wütend tobenden Kindern gar nichts unternommen. Ab 22 Uhr ist aber meistens Ruhe. Halleluja. Ein Campingplatz hatte tatsächlich den halben Platz zur kinderfreien Zone deklariert. Es gibt sogar reine Erwachsenen Sites, wo man mindestens 18 Jahre alt sein muss. Anfangs hab ich mich noch gewundert, mögen die keine Kinder? Nachdem ich Kinder auf dem Campingplatz erlebt habe, verstehe ich es…

Wo hin stellen nach der Nachtfähre?

Da die Nachtfähren nach Großbritannien und Irland deutlich günstiger sind als die Tagfähren (fast halber Preis), kommen viele Camper mitten in der Nacht an. Nachts in Großbritannien oder Irland Auto zu fahren, ist nicht der große Spaß. Noch dazu, wenn man sich als Frischankömmling erst mal auf Linksverkehr umstellen muss. Also besser einen Stellplatz für ein Overnight parking suchen und erstmal aussschlafen. Dazu kann ich folgende Tipps weitergeben:

Dover
hier kann man entlang der Marina (Marine Parade) über Nacht stehen. Allerdings unbedingt die Parkuhr füttern, wenn man etwas länger schlafen möchte. Ab 8 oder 9 Uhr (?) morgens ist das Parken kostenpflichtig. Über Nacht ist es frei.

Fischguard (Wales)
Gleich neben dem Stena Line Dock gibt es einen gebührenpflichtigen Parkplatz (Fischguard goodwick Bridge Car Park), auf den auch große Caravans passen.

Hier stehen nicht nur Autos, die nachts aus Irland gekommen sind, der Parkplatz ist auch eine Empfehlung für den Fall, dass die Fähre nach Irland erst in der Nacht abfährt. Es ist ungestörter als im Hafen und man kann vorher noch ein bisschen schlafen.

Belfast
Stena Line hat einen kostenpflichtigen Parkplatz vor dem Terminal, auf dem auch Caravans stehen können.

Cairnryan (Schottland)
Hier gibt es direkt im Hafen gar keine Stell- oder Parkmöglichkeiten. Wenn man den Loch Ryan weiter Richtung Stranraer fährt, gibt es einige größere Picknick-Parkplätze am Meer. Der erste hat eine Höhenbeschränkung (2 Meter) und Campingverbot, der Zweite war so weit ich es sehen konnte, ohne Overnight Parkverbot. Auf der Strecke gibt es auch einen Caravan Park ohne Schranke, sodass sich Spätankömmlinge einen Platz suchen und am nächsten Morgen bezahlen können.

Das ist das, was ich übers Campen in Großbritannien und Irland erzählen kann – wir schreiben das Jahr 2016. Es kann sich natürlich alles ändern, deshalb no Gewähr, dass es 2017 oder später noch so stimmt.