Selbstgebautes Trockenklo im Hochdachkombi

Auf Toilette müssen und keine finden, kann einen beim Reisen und Camping ganz schön ins Schwitzen bringen und sprichwörtlich auch in die Hosen gehen. In den letzten Reisejahren war es schon mehrfach sehr knapp geworden, deshalb wollte ich beim Ausbau meines Dokkers zum Minicampers eine Notfall-Toilette dabei haben und nicht von öffentlichen Toiletten oder nem Gebüsch abhängig zu sein.

China Diesen Wunsch hatte ich nicht als Erste, dementsprechend gab es schon zahlreiche Lösungen für eine Toilette im Auto. Die wahrscheinlich beliebteste ist das Porta Potti – eine sehr niedrig gebaute Chemotoilette. Das gefiel mir sehr gut und ich hätte gerne so ein Porta Potti im Auto dabei gehabt.

Porta Potti im Dokker

Ging in meinem Fall leider nicht, denn…
1. selbst das niedrige Toilettchen passte nicht unters Bett. Und woanders verstauen ging nicht.

2. nach einigem Überlegen war ich auch nicht mehr so angetan von der Idee, auf so engem Raum mit Fäkalien zu reisen. Das Klo wird ja nicht nach jeder Benutzung geleert.

3. bin ich ziemlich empfindlich, was synthetische, chemische Gerüche angeht. Allein die Vorstellung, dass wenige Meter von meiner Nase chemische Duftstoffe ausgedünstet werden, schnürt mir die Atemwege zusammen  – Duftstoffallergiker – röchel.

Weitere Gründe, gegen ein Porto Potti im Auto….

4. bei Minustemperaturen friert die Chose ein. Auf dieses Problem hat mich Christian gebracht, der auch im Winter im Auto campt – der Held!!!)

5. man muss sich rechtzeitig auf die Suche nach einer Entleerungsstation machen. Das kann unter Umständen überflüssige oder lange Fahrten bedeuten. Auf den Äußeren Hebriden gab es (Stand 2017) z.B. nur sehr wenige Entsorgungsstationen. 50 km durch die Landschaft fahren, um das Klo zu entleeren… Nicht sehr ökologisch.

6. wenn man nicht rechtzeitig entleeren kann, hat man kein Klo mehr für den Notfall oder es wird eine Riesensauerei, wenn man den Füllstand falsch einschätzt. Wobei das wohl die meisten Porta Potti Nutzer ganz gut im Griff haben

7. die Entsorgungsstationen und die Entsorgung verlangen eine gewisse Ekelüberwindung

8. dann noch die nicht so umweltfreundliche Chemiesache…

9. und das Chemozeugs kostet natürlich auch

Fazit: Ich konnte kein Porta Potti in den Dokker stellen und würde es aus den angeführten Gründen auch nicht machen, wenn ich könnte.

Klo simplicity

Die einfachste Notfalllösung ist ein Eimer mit einem Abfallbeutel drin, der nach Benutzung entsorgt wird. Nachteil, es ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit, die akrobatische Höchstleistungen voraussetzt.

Toilettenstuhl im Auto

Irgendwie kam ich bei meinen Toilettenüberlegungen auf Großtante Mimi und ihren fahrbaren Toilettenrollstuhl, der immer neben ihrem Bett stand. Das Stuhlgestell brauchte ich nicht, aber die Sitzfläche bzw. der Einsatz und das einschiebbare Eimerchen schienen mir für eine Auto-Toilette perfekt.

Man könnte natürlich auch eine Bettpfanne nehmen, ein Brett ausschneiden, Bettpfanne einsetzen und nach Gebrauch rausnehmen und leeren. Aber Bettpfanne geht gar nicht – finde ich!

Ich wollte zudem eine Lösung, die einigermaßen hygienisch zu managen ist und sich gut reinigen lässt. Diese Ansprüche schien der Toilettenstuhl zu erfüllen.

Die Reise nach Jerusalem

Die Suche nach dem richtigen Toilettenstuhl hatte etwas von der Reise nach Jerusalem. Es ging mit vielen möglichen Stühlen los, bis nur noch einer übrigblieb, den haben wollte. Es gibt tatsächlich unglaublich viele verschiedene Anbieter und Modelle…

Nach ausgiebigem Studium des in Deutschland erhältlichen Toilettenstuhl-Sortiments hatte ich mich für eine weiße Sitzplatte entschieden, die die Fa. Bischoff & Bischoff für einige ihrer Toilettenrollstühle verwendet. Ich wollte natürlich keinen kompletten Toilettenrollstuhl, sondern nur die Sitzplatte. Und natürlich neu – versteht sich.

Für 22,80 Euro inkl. Versand wurde ich schließlich fündig. Die korrekte Bezeichnung meines Toilettensitzes lautete: Toilettenstuhl Ersatzplatte mit Aussparung (von Bischoff & Bischoff).

Fröhliches Pakete verschicken

Was ich jedoch aus dem mit Spannung erwarteten Paket herausholte, war eine dunkelblaue Toilettenstuhl-Abdeckplatte. Der Deckel von dem, was ich haben wollte. Den hätte ich auch behalten, wenn man ihn mir geschenkt hätte. Aber die wollten mir nichts schenken und ich musste die Abdeckplatte (auf Kosten des Händlers) zum Austausch zurückschicken.

Im zweiten Paket war die gewünschte Toilettenstuhl Ersatzplatte mit Aussparung. Nur hatte der Sitz einen Riss und Kaputt wollte ich nicht. Es folgte der nächste Email- und Artikel-Austausch. Ich als Händler hätte ja gesagt, behalt den kaputten Sitz. Allein schon, weil ich rechnen kann. Aber die wollten den kaputten Sitz zurück und haben ein zweites Mal Rückporto gezahlt.  Insgesamt kamen wir dann auf 5 x Porto, die der Händler bei einem Verkaufspreis von 22,80 Euro zahlte.

Ich war inzwischen ziemlich abgenervt und hatte Zweifel, ob das jemals was wird. Aber mit dem dritten Paket kam dann doch noch die richtige unbeschädigte Sitzplatte. Danach hat sie der Händler aus dem Verkaufsprogramm genommen.

Den passenden Eimer mit „Geruchsdeckel“ (ha, ha – das ist nur ein Sicht- aber kein Geruchsschutz) hab ich für etwa 10 Euro dazu gekauft. Damit hatte ich alles für meine geplante Auto-Toilette zusammen.

Eine dicke Leimholzplatte wurde so ausgeschnitten, dass der Einsatz reinpasste. Die Platte wird dann auf Leisten zwischen den Schränken aufgesetzt.

Die Dicke und Größe der Platte war so gewählt, dass die weiße Sitzfläche genau über den Rahmen passt. Sitzfläche aufgesetzt…

… Eimer drunter, Toilette fertig. ready for use. Also fast….

… In den Eimer wird noch ein Müllbeutel eingelegt. Anfangs hab ich Biomüllbeutel verwendet, aber die haben nur kurze Zeit dicht gehalten. Deshalb hab ich später normale Müllbeutel genommen

Wer sich über das Sitzkissen gewundert hat. Das gab’s mal bei Aldi und hatte die perfekte Größe als Klopolster: Reissverschluss auf, eine Spanplatte rein und das Polster wurde zum Sitz.

Allerdings saß da nur mein Hund Rossi drauf, bzw. im Dokker hat er gerne darauf geschlafen, weil das schmale Bett nicht für uns beide reichte.

Ein weiterer Vorteil meiner Toilettenlösung ist, dass sie platzsparend wegräumen kann.

Mit der Toilette auf Du

Ja, man lebt und schläft sehr nahe an der Toilette. Ein Extra-Raum is nich!

Nachdem ich schon so viel über meine Toilette erzählt habe, noch ein paar Gebrauchs-Erfahrungen:

=> Während der Fahrt ist die Toilette immer leer (versteht sich) und ready to use.

=> Weil die Toilette in den Wohn- und Schlafbereich integriert ist, reinige ich den Sitz nach Gebrauch mit Essigreiniger aus der Spühflasche oder auch feuchten Hygienetüchern, die kommen anschließend direkt in den Eimer.

=> Eigentlich war die Toilette als Notfalltoilette konzipiert, aber ich benutze sie auch Nachts und auf Campingplätzen mit langer „Toiletten-Anreise“ oder grottigen Sanitäranlagen.

=> Um die Flüssigkeit etwas zu binden, sammel ich alles, was während des Tages an Papier und Verpackungspappe anfällt im Toiletteneimer bzw. in der Tüte. Die Pappe wird natürlich entsprechend zerkleinert. Das verleiht dem Beutel auch etwas mehr „Halt“

=> Mit Katzenstreu die Flüssigkeit binden? Den Tipp hatte ich von mehreren Leuten bekommen, aber mineralische Katzenstreu eignet sich nicht, um den Urin im Eimer zu binden. Die Flüssigkeitsmengen packt die Streu nicht. Man würde zu viel brauchen, was weder ökonomisch noch ökologisch ist

=> Katzenstreu überdeckt aber sehr gut Gerüche. Deshalb geb ich immer eine Handvoll Holzpellets Katzenstreu mit in die Tüte.

=> Den Toilettenbeutel entsorge ich in der nächsten Mülltonne. Klingt nicht so toll, aber Babywindeln und Hundekotbeutel werden auf die gleiche Art und Weise entsorgt, oder? Ich finde es gefühlsmäßig eine bessere Lösung, als im Biobeutel irgendwo zu vergraben.

Also Fazit: Meine Toilette hat sehr gut funktioniert. Ich hab sie im Dokker wirklich gerne benutzt und war froh, auf meiner eigenen Toilette sitzen zu können…

Ich sah da aber noch Verbesserungspotential, deshalb habe ich mir für den Peugeot-Expert ein Trockentrennklo gebaut…