Tour de France im Dokker

Nachdem ich wochenlang jede freie Minute am Innenausbau meines Autos rumgesägt und geschraubt hatte, konnte ich über Fronleichnam endlich auf Tour gehen. Als Ziel hatte ich mir die französischen Alpen ausgesucht. Ohne vorher groß zu überlegen, wie weit das überhaupt ist.

Ich glaube, auf die nicht vorhandene Reiseplanung gehe ich besser nicht näher ein. Meine grobe Vorstellung war, ich fahr einmal halb um die Schweiz, dann bin ich in den französischen Alpen. Tatsächlich war ich aber erst im Elsaß…

Und am ersten Tag war ich erstmal planlos im Schwarzwald. Wie schon häufiger erwähnt, habe ich kein Navi – und will auch keins. Ich bin der Überzeugung, dass es zu meiner totalen Orientierungsverdummung führen würde. Ich brauche kein Navi, theoretisch komme ich sehr gut mit Landkarten klar und ans Ziel. Allerdings hatte ich wiedermal einen grottenschlechten Europa-Atlas dabei. Etwa 70% aller existierenden Ortschaften fehlten und Frankreich war zu 80% ganz weggeschnitten, obwohl sich das Werk „Europa-Atlas“ nannte. Als die Nachmittagssonne plötzlich von links ins Auto schien, war klar, dass ich auf dem Weg nach Basel irgendwo falsch abgebogen war…

Keine der Ortschaften, durch die ich in der nächsten halben Stunde kam, ließ sich in dem blöden Aral Atlas finden. Als ich oben auf dem Berg einen Wanderparkplatz mit wunderbarer Aussicht über den Schwarzwald erreichte, blieb ich gleich. Es war der perfekte Platz zum Übernachten, es war heiß und ich hatte eh keine Lust mehr, darüber nach zu denken, wo ich bin oder nicht. Damit konnte ich mich auch morgen noch beschäftigen.

Später kam noch ein Caravan und machte es sich mit der gleichen Absicht auf dem Parkplatz gemütlich.

Meine erste i Dokker gekochte Mahlzeit. Ich bin sehr angetan von meiner Campingküche. Ich hab an fast alles gedacht, die Vorratskammer war gut gefüllt und an Küchenausstattung fehlte auch nichts wichtiges. Alles ist griffbereit untergebracht. Theoretisch kann ich sogar ganz relaxt im Sitzen kochen.

Der erste Abwasch.

In der Nacht zog ein Wahnsinnsgewitter auf. Es war irre laut und sehr nahe bei uns da oben auf dem Berg. Einmal krachte es so laut, dass wohl ganz in der Nähe der Blitz eingeschlagen war. Gelobt sei der Faradaysche Käfig! Aber erklär mal einer seinem Hund die Gesetzmäßigkeiten der Physik. Um 3 Uhr nachts wussten wir, dass eine schmale Matratze von 75 cm Breite zur Not auch noch Platz für einen mittelgroßen Hund bietet!

Am nächsten Tag ging ich, wie schon angedeutet, ein bisschen im Elsaß verloren. War wieder die Karte schuld, weil 70% der Ortschaften nicht existierten. War mir aber egal, es war schön im Elsaß. Nur kam ich so den französischen Alpen nicht viel näher…

Rossi zum Thema, wir fahren weiter…

Die Begeisterung steht ihm ins Geschicht geschrieben…

Leider etwas verwischt, aber die beiden Wauwis im Fenster waren zu lustig…

Fackeln die den Wald ab?

Nein, kein Waldbrand…

Nach ausgiebigem Studium der schlechten Aral Europakarte erschien es mir ratsam, geradewegs durch die Schweiz statt drum herum zu fahren. Also hab ich in die blöde Autobahnvignette investiert und bin via Autobahn tatsächlich am Nachmittag in den französischen Alpen angekommen.

Pont de la Caille, eine der ersten Drahtseil-Hängebrücken in Europa.

Die beiden hätten beinahe meinen Hund über den Haufen gefahren!

Haute Savoien

Menthon-Saint-Bernard

Am Lac d’Annecy kam ich auf einen fast leeren Campingplatz direkt am Wasser. Genial, oder? Meine Nachbarn bewohnten wie ich einen ausgebauten Hochdachkombi, ich glaub Kangoo, und kamen aus Dießen (10 km von mir weg) ha ha.

Rossi geht baden…

Und schaute anschließend bis zur Dunkelheit Duck-TV

Die Aussicht war traumhaft.

Der Campingplatz als solches (gemessen an den Sanitäranlagen) war allerdings nicht so doll. Super enge Toilettenkabinen, ohne Licht und ohne Klopapier. Womit ich nicht meine, dass es aufgebracht war, es gab keins! Den Rest hab ich mir nicht angeschaut.

Sehr witzig war die Abrechnung am nächsten Morgen. Es gab einen Sonderpreis: 2 Personen + Auto oder Camper oder Zelt = 18 Euro. Jetzt war ich aber eine Person. Das war im Konzept nicht vorgesehen. Also musste ich komplett die 18 Euro Sonderpreis für zwei Personen bezahlen. Ist klar! Wenigstens durfte Rossi frei übernachten, der sonst 2 Euro gekostet hätte. Jetzt der Clou: Zu den 18 Euro kamen noch 20 Cent Kurtaxe. Und weil ich ja den Spartarif für 2 Personen bekommen hatte, musste ich allen Ernstes 40 Cent Kurtaxe für 2 Personen bezahlen. No comment….

Eigentlich wollte ich ein Verkehrsschild fotografieren, da kam ein Mann vom Himmel herunter.

… und landete fast vor meinen Füßen. Ganz korrekt auf dem gemähten Rasen, nicht in der Wiese.

In Frankreich war alles in Blüte und es duftete gar herrlich.

Solche Schilder bereiten einem im Vorbeifahren immer etwas Stress. Äh, liegt der Col l’Iseran auf meinem Weg? Oder kann mir das egal sein? Kack Aral Atlas!

Mein Weg führte jedoch über den kleinen Sankt Bernhard Pass, der war offen…

Zähne putzen…

Rossi trifft Sankt Bernhard, oben auf dem petite Saint Bernard.

Jipiieh, Schnee

 

Rossi zum Thema einsteigen und weiterfahren…

Der Rückblick ist manchmal interessanter als der nach vorne.

Das Hospiz.

Rossi wollte auch ein großer starker Bernhardiner sein und Schnapsfässer herumtragen.

Aber selbst als petit Bernhard konnte er nicht überzeugen.

Winterfest.

Nach dem kleinen Sankt Bernhard Pass war ich in Itailien. Schon wieder vorbei mit den französischen Alpen. So richtig tief eintauchen konnte ich leider nicht. Nachdem ich schon zwei Tage für die Hinfahrt gebraucht hatte, musste ich wieder zurück, wenn ich Dienstags pünktlich zur Arbeit erscheinen wollte.

Von Aosta aus wollte ich nun den großen Sankt Bernhard bezwingen. Das wurde aber nichts, der Pass war noch chiuso – geschlossen auf italienisch. Deshalb musste ich durch den Tunnel unten durch, was nur schlappe 27 Euro kostete. Hust hust.

Anschließend war ich wieder in der Schweiz und konnte dank meiner Vignette mindestens 20 km über die Autobahn „preschen“, bevor die Autobahn endete und sich das Vorwärtskommen wieder endlos hinzog.

Am Furkapass war Schluss. Der Pass war ebenfalls geschlossen. Deshalb auf den Autozug (schlappe 30 Euro) und durch den Tunnel durch….

Das war vielleicht spooky! Ich war die erste auf dem Zug und stand somit vorne. Die Fahrt durch den Tunnel war komplett dunkle Nacht, nur rechts und links am Zuggitter waren Lampen angebracht. Stockfinster und rüttelschüttel. 30 Minuten lang. Rossi saß auf meinem Schoß!

Als wir endlich auf der anderen Seite rauskamen, war es schon halb 10 und ziemlich dunkel. Der erste freie Parkplatz hoch oben in den Bergen wurde deshalb meiner…

Die dritte Nacht war die angenehmste, es war schön kühl, ich hatte mich inzwischen mit der neuen Matratze im Auto arrangiert und Rossi hatte die optimale Schlafposition in meinem Arm gefunden. Eine 75 cm Matratze ist völlig ausreichend für Mensch + Hund!

Die Nacht verlief ruhig, bis ich eingeschlafen war, kamen etwa 5 Autos vorbei. Die anderen hab ich nicht mehr mitbekommen. Am nächsten Morgen war es hübsch frisch. 6 °C

Ein Leuchtturm in den Alpen!
Er steht am Oberalpsee, unweit vom Tomasee, der als Quelle des Vorderrheins gilt.

Man muss nur frech sein, dann kann man überall campen.

Die Schweiz ist ein Schlaraffenland. Hier wachsen Riesenwürste am Straßenrand. Der Laden war allerdings noch geschlossen, auch wenn das Schild das Gegenteil behauptet.

Ein Felsen mit vielen Botschaften…

Der weitere Heimweg…

Ab Chur gab es ein Stück Autobahn bis Lichtenstein. Von hier bog ich ab Richtung Feldkirch, weiter durch’s große Walsertal und den Bregenzerwald.

Rossi wollte Hänschenklein spielen…

Hat sich dann aber besonnen und ist zur Mutter zurückgekommen.

Reutte sollte eigentlich die letzte Station in Österreich sein. Am Plansee lang, über die Bundesgrenze, dann wären  es nur noch 50 km bis nach Hause gewesen.

Rossi und der Schatz vom Plansee

Geht doch nichts über ein kühles Bad, auch wenn es in Strömen regnet.

Ja und dann…. Endstation. Die haben einfach die Straße nach Linderhof gesperrt. Ohne irgendeine Erklärung oder Information, wie lange das so sein soll. Inzwischen weiß ich, dass die Straße auf deutscher Seite wegen Brückenarbeiten bis Mitte Juni gesperrt ist.

Das bedeutete, ich musste die ganzen 20 km zurück nach Reutte und konnte dann von dort über den Fernpass und Garmisch nach Hause kommen, oder über Füssen.

Nachdem ich letztens über eine Stunde auf dem Fernpass im Stau gestanden hatte und Garmisch auch immer mit Staus verbunden ist, entschied ich mich für Füssen.

Der nächste Scherz: die B17 ab Füssen ist ebenfalls gesperrt. Also einmal auf der anderen Seite rund um den Forggensee und noch mehr Umweg.

Im Allgäu ging derweil die Welt unter. Irgendwie haben wir es aber trotz Weltuntergang und allen Umleitungen nach Hause geschafft.

Rossi liegt jetzt k.o. in meinem Bett und pennt.