Mit den Jungs auf Helgoland

Die Jungs wollen unbedingt angeln. Weil sie doch am Meer sind und weil ich es ihnen versprochen habe. Rüdiger hat von Angeln keine Ahnung, aber ich. Und ich hab Leine, Haken, Blinker und Senkblei im Reisegepäck. Allerdings hatte ich die total dumme Vorstellung, dass wir uns ein paar Stöcke suchen, ein paar Meter Leine dran machen und dann im Hafen blinkern.

Dumm ist die Idee deshalb, weil es auf Helgoland keine Stöcke gibt! Es gibt kaum einen Baum und damit keine Stöcke. So kaufen wir stattdessen in einer der bunten Hummerbuden einen Besenstiel. Weil der nicht ganz billig ist und die Reisekasse nicht für sieben Besenstiele reicht, wird es nur einer. Gut so. Der Bau der Angel wird mit großem Interesse verfolgt, vor allem die verschiedenen Knoten finden sie spannend und schaun mir bewundern zu – was ich alles kann. Ja, finde ich auch! Nach einer halben Stunde, in der jeder mal ein bisschen blinkern durfte, ist die Lust am Angeln vergangen. Der Besenstiel verschwindet bei uns im Betreuerzimmer. Wird also nichts mit dem Fisch, den wir auf dem Grill vor der Jugendherberge grillen wollten.

Stattdessen haun wir Würstchen auf’s Feuer und auch andere Gäste der Jugendherberge gesellen sich zu uns und braten sich ihr Abendbrot. Irgendjemand wünscht sich eine Gitarre – ich hol meine runter und reich sie weiter. Nun wird es doch noch was mit dem Gesang und meine mühsam kopierten und gebundenen Liederbücher kommen endlich zum Einsatz.

Während wir Erwachsenen eine richtig gute Sause am Lagerfeuer haben, sind auch die Jungs voll happy. Was gibt es schöneres, als kleines Treibholz ins Feuer zu werfen – eifrig rennen sie immer wieder zum Strand und schleppen alles an, was sie dort finden. Der eifrigste Pyromane ist unser kleiner fauler Siegfried. Der kann rennen!

Als es dann Zeit fürs Bett wird, machen Steve und Torsten das, was alle Jungs, egal welchen Alters, machen müssen, wenn es ans Feuerlöschen geht: Sie pinkeln ins Feuer. Oder richtig gesagt, sie pinkeln ins Feuer, auf dem der Grillrost liegt, also auf den Grillrost. Ich schrei noch „NEIN!“ und verbiete es ihnen, aber sie machen es trotzdem und lachen sich halb tot. Dafür schlepp ich sie zum Herbergsvater, um die Missetat zu beichten. Während diesmal ich sauer bin, lacht er nur über den angepinkelten Rost. Männer haben anscheinend eine etwas entspanntere Einstellung zu Urin auf der Bratunterlage ihrer Würstchen. Der Satz ist gut, oder?

Am nächsten Tag schrubben Steve und Torsten den Grill unter meiner Aufsicht. Und ich bin echt pingelig, wenn es um das ordnungsgemäße Putzen von Küchengeräten geht!

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