Als bei uns noch kein Mensch was von Tankautomaten wusste, hatten die Schweden sie schon längst aufgestellt. In den ersten Jahren traf man nur nachts oder in der letzten Einöde auf Automatbetrieb, mittlerweile gibt es Benzin und Diesel fast nur noch am Automaten.
Dass man in Schweden eine Tankstelle anfährt, an der man sich erst den Tank füllt und dann an der Kasse zahlt, hat inzwischen echten Seltenheitswert. In den größeren Städten findet man gelegentlich noch so eine Tankstelle mit Service. Längs der Autobahn oder Landstraße kann es dagegen schwer werden.
Das Tankstellenhäuschen gibt es meist noch. Darin bekommt man jetzt Lebensmittel und verschiedenes Fastfood. Also Menschen sind schon da. Aber wenn man die fragt, ob man cash tanken kann, dann geht das meist nicht, weil sie keinen Zugriff haben. Teilweise gehören die Tankstellen gar nicht zu dem Tankstellen-Shop und sind eigenständige Unternehmen.
Jedenfalls hab ich in Schweden wegen der Tankstellen schon manchen Schweißtropfen vergossen. Man sollte tunlichst nicht bis zur Reservewarnung fahren, in der Zuversicht, dass in Kürze die nächste Tankstelle kommt. Die Tankstelle kommt wahrscheinlich, aber es ist nicht garantiert, dass man hier auch tanken kann!
So erging es uns in einer Winternacht vor ungefähr 25 Jahren. Damals wurden die Automaten nur nachts in Betrieb genommen und man musste sie mit Kronen füttern. Eigentlich kein Problem, nur gab es an der Tankstelle, die wir angefahren hatten keinen Automatenbetrieb für die Dieselzapfsäule. Und genau das hätten wir benötigt. Da standen wir also schön doof rum. Konnten nicht weiterfahren und hatten uns schon auf ein paar kalte Stunden im Auto eingestellt, bis morgens jemand vorbeikommen, die Tankstelle aufschließen und uns erlösen würde. Glücklicherweise kam ein super netter Schwede im Landrover vorbei. Er nahm meinen Cousin Thomas mit nach Hause, füllte unseren Reservekanister aus seinem (Bulldog)Dieseltank und brachte Thomas samt Diesel wieder zurück.
Ein paar Jahre später hatten mein Vater und ich irgendwo in Nordschweden ganz andere Probleme mit dem Automaten. Das Ding hatte unser Geld gesschluckt, wollte aber kein Diesel ausgespucken. Erst beim zweiten Schein kam endlich was raus. Während mein Vater schimpfte, schob ich einen Zettel unter der Tankhäuschentür durch, dass der Automat unsere Kronen gefressen hatte, plus unserer Adresse. Etwa zwei Wochen später, als wir wieder zu Hause waren, kam ein Entschuldigungsbrief aus Nordschweden mit 20 Mark drin. Die Schweden sind soooo nett!
Wieder ein paar Jahre später hatten einige Konzerne die grandiose Idee, dass sie die Bargeldautomaten durch Kundenkarten-Automaten ersetzen. Das war die perfekte technische Lösung für Reisende aus dem Ausland, die natürlich keine solche Kundenkarte haben. Die Preem Tankstellen waren da ganz vorne mit dabei. Da blieb einem manchmal nur, einen tankenden Schweden zu fragen, ob er einem gegen Cash den Tank füllt…
Bargeld-Automaten gibt es inzwischen nur noch selten an der Tankstelle. Die meisten haben jetzt Automaten für EC- und Kreditkarten. Das hat lange recht gut funktioniert. Aber seit Sommer 2014 mögen manche Automaten meine EC-Karte nicht mehr. Ich krieg die Message, dass die Karte ungültig ist und nicht akzeptiert wird. Tschüss! Obwohl groß und fett dran steht, dass Maestro Karten akzeptiert werden. Das hat uns wieder mal an einer blöden Preem Tankstelle ins Schwitzen gebracht. Glücklicherweise war die nächste Statoil Zapfsäule ein paar Kilometer weiter, und die war noch kompatibel.
Jetzt im Dezember 2015 konnte ich erst an der dritten Tankstelle tanken. Preem ging nicht, OK ging nicht. Q-Star, eine reine Automaten Tanke, ohne Servicestation, hat meine Karte dann doch noch akzeptiert. Ich war auf alle Fälle sehr froh, dass ich schon vor dem Reservestreifen auf Tankstellensuche gegangen war.
Notiere: Nimm möglichst auch deine Kredikarte mit, wenn du in Schweden tanken musst. EC-Karten funzen nicht an jeder Tanke und mit Bargeld kannst du kaum noch zahlen!