Albanien – Hier wird Autofahren wird zum Erlebnis!

Bei meiner Einreise in Albanien wusste ich mehr oder weniger gar nichts über das Land. Es war also richtig spannend, als ich über die Grenze rollte und Albanien vor mir lag. Ich hatte mit Komplikationen am Zoll gerechnet. Auf mazedonischer Seite musste ich noch mal meine grüne Versicherungskarte vorzeigen (keine Ahnung warum), die Albaner haben sich dafür überhaupt nicht interessiert. Generell ist eine grüne Versicherungskarte aber vorgeschrieben

Die vielen Bunker im ganzen Land, an den Grenzen und an der Küste sprechen deutliches Bild, von den vielen Jahren der Isolation. Wenn die Bunker alle mit albanischen Soldaten besetzt waren, muss ein Großteil der männlichen Bervölkerung auf Posten im Bunker gehockt haben. Wikipedia spricht von hunderttausenden Bunker…

Die DDR wollte (in den 70ern?) touristische Bande mit dem sozialistischen Bruderland Albanien schließen. Die Idee: Albanien als neues Reiseland für DDR-Bürger. So wurden einige Genossen zum Auskundschaften losgeschickt. Die kamen jedoch mit der Botschaft wieder, dass in Albanien gar nichts zu machen ist. Keine Hotels, keine Urlaubsorte, kaum Straßen, keine Infrastruktur… Inzwischen arbeitet Albanien sehr daran, die Jahrzehnte der Isolation aufzuholen. Aber gerade in den Bergregionen ist es noch sehr urtümlich. Schlechtes Wetter kann die Straßen für Tage unpassierbar machen.

Autofahren ist in Albanien ein echtes Abenteuer und nichts für Fahranfänger. Die Straßen in der Hauptstadt Tirana sind sehr speziell – die Fahrbahnmarkierungen fehlen oder sind nichtmehrerkennbar abgefahren. Ich wusste nie, auf welcher Spur ich eigentlich bin, auf welcher ich fahren müsste, und wie viele Spuren es überhaupt gibt. Daran stört sich kein Mensch. Es wird auf dreispurigen Straßen locker vier- oder fünfspurig gefahren. Wenn es keine Spur gibt, quetscht man sich irgendwie dazwischen und schafft sich eine neue.

Dazu Gehupe von allen Seiten – als Ankündigung, dass der von hinten überholen möchte. Als ich in eine Schafherde geriet, hupte der LKW hinter mir nonstop. Obwohl selbst für den dümmsten Deppen ersichtlich war, dass man nicht einfach so durch die Schafherde durchkommt.  Ich war heilfroh, dass ich kein Schaf plattgefahren habe. Die Tiere waren so dicht an meinem Auto, dass es anschließend wie frisch geputzt aussah.

Auch, dass ich keinen zweibeinige Albaner über den Haufen gefahren hab, ist eine beachtliche Leistung. Fußgänger spazieren grundsätzlich mitten auf der Straße. Und kein Fußgänger rückt auch nur einen Zentimeter beiseite, wenn ein Auto kommt. Den Opi hatte ich beinahe auf der Motorhaube, als er plötzlich einen Ausfallschritt auf die Straße machte. Das Foto entstand, als ich die Straße (Sackgasse) wieder zurückfuhr.

Erstaunlich ist auch, was die Fahrschulen ihren Eleven beibringen. Vorfahrt achten? Erst den Verkehr vorbeilassen, bevor man auf die Straße schert? Blinker setzen? Wozu dat dann? Ohne Vollbremsung hätte ich mehrere Fahrschüler persönlich kennenlernen können. Ich bin wirklich stolz auf mich, dass ich ohne Unfall durch Albanien gekommen bin.

Von der Mazedonischen Grenze bis Tirana waren die Straßen noch gut in Schuss. Manchmal etwas schmal, vor allem in den Bergen. Aber sonst waren die Straßen besser als ich erwartet hatte.

Ab Tirana Richtung Montenegro läuft derzeit ein größeres Straßenbauprojekt. Ich glaub, das war die interessanteste Baustelle, die ich je gesehen habe. Eigentlich sollte es einspurig durch den Matsch gehen, ein paar eilige Idioten haben die Strecke dann als zweispurig ausgebaut und sich noch irgendwie zwischen die Spur und den Gegenverkehr gequetscht, bis sie festsaßen und gar nichts mehr ging. Die Löcher auf der Schotterpiste waren so tief und mit Wasser gefüllt, dass man nicht wusste, ob man drin absaufen wird.

An einem Abschnitt war die Autobahn teilweise schon fertig gestellt und man konnte über die neue Fahrbahn fahren. Ohne Markierungen wusste aber niemand, wie viele Spuren es gibt. Also fahren wir doch drei oder vierspurig, der Platz reicht ja! Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hatten wir auf unserer Seite der Autobahn auch noch Gegenverkehr. Anscheinend reichten den Fahrern auf der anderen Seite ihre vier Spuren nicht aus. Es war die absolute Hammerfahrt!

Totales Chaos, das von einem Opi mit Enkel gebührend bestaunt wird…

Aber die Raststätten, Tankstellen und Hotels rechts und links der Schnellstraße waren schon bezugsfertig…

Sehr interessant fand ich auch die Bauweise der Häuser. Erst das Gerüst hingesetzt, dann werden die Wände nach und nach aufgefüllt – je nachdem welche Etage zuerst bezogen werden soll. Manchmal ist die obere Etage schon bewohnt, während unten noch die nackten Betonpfeiler stehen. Manchmal sind die Betonpfeiler auch in der oberen Etage und wenn sich das Bauvorhaben noch länger hinzieht werden sie mit Rankpflanzen verschönert. Da wächst dann auch schon mal der Wein auf dem Dach.

In Shkoder, 40 km vor der Grenze zu Montenegro, gab nicht mal den Ansatz einer Ausschilderung, wie man zu den Nachbarn kommt. Als ich nach langem Suchen endlich auf der richtigen Straße war, konnte ich kaum glauben, dass sie es ist. Sie war so holprig und löchrig, dass sie nicht die Hauptverkehrsstraße ins Nachbarland sein konnte. Oder? Nur die vielen Tankstellen rechts und links der Straße gaben mir Hoffnung , dass ich doch auf dem rechten Weg bin.

Kutschfahren a la Albanien…

Skutarisee bzw. Lake Shkodar an der Grenze zu Montenegro – ein wunderschönes Naturschutzgebiet!