Wurmkur Ärger – mit dem Hund nach Großbritannien

Ich hatte 14 Tage Urlaub über Ostern und habe mir eingebildet, dass ich auf die äußeren Hebriden möchte, auch wenn die 2.500 km hin und wieder zurück für die kurze Zeit kaum lohnten. Aber das war mir egal. Ich wollte da hin! Das Auto war umgebaut und eingeräumt und Rossi sollte zum ersten Mal mit auf die Insel.

Rückbank raus, Matratze rein, fertig war mein Eigenheim…

Wenn man mit dem Hund nach Großbritannien reisen möchte, muss der Waldi in seinem Europäischen Haustierpass ausreichenden Tollwutschutz belegen. Außerdem muss er vor der Reise entwurmt werden. Und zwar mindestens 24 Stunden bevor er nach Großbritannien will – und höchstens 120 Stunden vorher. Soweit so gut und klar.

Geplante Einreise in GB war der 6.4. vormittags. Am Freitag (4.4.) in der Früh war ich bei der Tierärztin, damit sie Rossis Entwurmung im Haustierausweis bestätigt. „Oh die nehmen das am Zoll ganz genau, da muss die Zeit stimmen, sonst bekommt man Probleme.“ Sie also rechne, rechne, rechne und schreibt statt dem Freitag 10 Uhr früh, Samstag 20 Uhr abends rein, weil sie es besonders gut machen wollte. Dann fiel ihr ein, ach nee 5. April 20 Uhr ist zu knapp, wenn ich ja schon am 6. vormittags in England einreise. Also die 5 wieder durchgestrichen und ne 4 draus gemacht.

Für ihre kläglichen Rechenkünste und diese Korrektur habe ich am französischen Zoll 62 Euro bezahlt!

Ich komme am Sonntag in der Früh beim Zoll bzw. am Ticketschalter an und bekomme erstmal von einem jungen Franzosen in unverständlichem Énglisch erklärt, dass meine gebuchte Rückfahrt zum geplanten Zeitpunkt nicht stattfindet und ich mir eine andere aussuchen soll. Dann fragt er wann die Entwurmung war, 5. oder 4. Ich sag 4. und dass die Tierärztin sich vertan hat. Er hm, hm und ob ich ganz sicher bin. Ja, bin ich. Er greift zum Hörer und telefoniert was wegen cinq und quattre umeinander. Mein Französisch ist grottenschlecht, aber ich denk mir nichts böses und versuch gar nicht erst zu verstehen, worum es da geht.

Dann bekomm ich die Info, dass ich zum Hauptquartier fahren muss, da bekomme ich mein Ticket. Also einmal quer über den Platz zur P&O Zoll Hauptstelle. Da begrüßt mich sein Chef auf Französisch und ich hab die wunderbare Gelegenheit in bestem Französisch zu erklären, dass ich kein Französisch kann. So ungefähr das einzige, was ich nach 4 Jahren Schulfranzösisch behalten hab. Wir einigen uns auf Englisch und er erzählt mir, dass sie den Eintrag im Heimtierausweis so nicht akzeptieren können. Weil die 5 überschrieben ist. Ich hab zwei Möglichkeiten. Entweder ich warte 12 Stunden bis 20 Uhr, dann ist die vorgeschriebene Frist (gerechnet ab 5. April 20 Uhr) von 24 Stunden erreicht. Oder ich suche einen französischen Tierarzt auf, der meine Tierärztin anruft und fragt, ob das mit dem 4. so stimmt. Dann ändert der das Datum ab, bzw. bestätigt es und wir dürfen mit der nächsten Fähre mitfahren.

Ich hoffe, ich hab es nicht zu kompliziert erklärt. Rossis Tierärztin wollte das Datum optimieren und hat es erst so angesetzt, dass seit Einnahme bis zum Vorstellig werden beim Zoll nur 12 Stunden vergangen wären. Dann hat sie es korrigiert und damit für den Zoll inakzeptabel gemacht. Sollte sich euer Tierarzt mal mit dem Datum vertun, dann unbedingt drauf bestehen, dass er einen neuen Eintrag mit dem richtigen Datum macht, bloß nichts überschreiben, das gilt nicht!

Ich hab gebettelt und gefleht und dem Zöllner vorgerechnet, dass ich unmöglich die Strecke von Oberbayern bis Calais in 12 Stunden gefahren sein kann. Doch, wäre möglich. Aber dann würde ich bestimmt nicht so munter aussehen, außerdem hab ich keinen Porsche sondern einen Kangoo. Hat ihn nicht die Bohne interessiert. Er darf die Korrektur nicht akzeptieren. Ich hab zwei Möglichkeiten und soll mich entscheiden. Also bin ich zähneknirrschend 5 km nach Calais gefahren. Vorher hab ich noch meine Tierärztin angerufen (sonntags hat sie natürlich keine Sprechstunde, aber auf dem AB war die Handynummer für Notfälle).

Also hab ich ne SMS geschickt, Problem geschildert und gefragt, ob wir anrufen können. Ja. Dann hab ich ne weitere Instruktions SMS geschickt, was sie in den Ausweis eingetragen hat, wenn der französische Vet anruft und sie nach dem richtigen Datum fragt. Samstag 20 Uhr wäre der korrekte Termin gewesen. Wie sie gerade auf 20 Uhr gekommen ist, weiß ich auch nicht, das war eh alles völlig schwachsinnig und ich war so doof, dass ich mir das gar nicht genauer angeschaut hab.

Der französische Vet war natürlich nicht in der Sprechstunde, aber an der Tür war die Telnummer, wie man ihn erreichen kann. Für jemanden, der sich um die internationale Pet Abwicklung kümmert, sprach er ein grauenhaftes Englisch. In 20 Minuten ist er da. Alldiweil fuhren ein paar Italiener mit dem nächsten Hund vor. Bei ihnen war es allerdings so, dass der Hund gar nicht entwurmt war. Dies mussten sie jetzt nachholen und dann 24 Stunden in Calais bleiben (also übernachten), bevor ihr Hund nach England durfte. Sie hatten sich bereits ein B&B organisiert. Der Zoll hat nicht nur Listen mit Tierärzten…

Irgendwann kam der Tierarzt. Super unfreundlicher Typ, hat mir gar nicht zugehört, was das Problem ist. Hat nur im Ausweis geblättert. Bien, Bien, Bien. Dann hat er unter das korrigierte Datum noch mal einen Eintrag mit dem gleichen Datum geschrieben, Stempel, Unterschrift 62 Euro. Der Sack hat nicht mal angerufen, wie er es laut Zoll hätte tun müssen. Einfach zack bumm. Und den Hund hat er sich auch nicht angeschaut.

Für das Datum schreiben und stempeln hat er 11 Euro berechnet. Handgeschriebene Quittung auf einem Praxisblock. Und jetzt der Hammer, plus 51 Euro Sonntagszuschlag!!! Die Italienerin hat gemeint, sie möchte gar nicht wissen, was sie der Spaß kosten wird.

Wir dann wieder zum Hafen, nochmal durch die Passkontrolle, nochmal zum Ticketschalter und noch mal zur Hauptschaltstelle und zu meinem neuen Lieblingszollbeamten. Ich hab ihn gefragt ob er weiß, was der Spaß gekostet hat, einmal Stempel drauf haun und unterschreiben. Tat ihm sehr leid, aber ihm waren die Hände gebunden. Ist klar! Der wollte sich nur vor dem jungen Zöllner wichtig machen, das war alles. „Aber der Vet hat bei meiner Tierärztin angerufen.“ qui, qui, hat er gemacht. Ich werd dem doch nicht erzählen, dass er NICHT angerufen hat. Um dann das nächste Einreiseverbot zu bekommen. Selbst wenn der Vet angerufen hätte, ich wüsste gar nicht, was das hätte nützen sollen, der sprach überhaupt kein Englisch. Anrufen wäre also eh sinnlos gewesen…

Die Überfahrt nach Dover, bei der Rossi im Auto bleiben musste, hat ihn erst nicht so begeistert. Es war ziemlich laut und er hat entsprechend protestiert. Aber als ich wiederkam, machte er einen relaxten Eindruck, war also nicht so schlimm. Bei der Rückfahrt war er schon ein alter Fährhase und hat sich gar nicht mehr angestellt.

Der Zoll auf englischer Seite hat sich für Rossi gar nicht mehr interessiert. Der Stress mit dem Zamperl scheint Aufgabe der Franzosen zu sein.

In Dover hat sich Rossi erstmal unterhalb der Klippen die Füßchen vertreten…
Es war stürmisch, nass und foggy.

Das Wetter ließ ein paar Millionen Schnecken aufmarschieren, die sich bereitwillig fotografieren ließen.

Ein paar neue Schilder hab ich auch gefunden…

Der Tag endete recht lustig am Scotch Corner, wo ich unerwartet einen Campingplatz fand. Unerwartet deshalb, weil ich gar nicht Ausschau gehalten hatte und mich auf wildcampen eingestellt hatte. Dann war aber genau da, wo ich wildcampen wollte, der Campingplatz. An der Reception fragte mich die schon ältere Campingplatzbesitzerin mit großen Augen. Are you traveling on your own? Yes, just me and the dog. Darauf ihr Mann: Just she and the dog and the car. Worauf wir beide lachten. Right, just me and the dog and the car!

Während es bei uns die letzten Wochen ziemlich trocken war, scheint es in Großbritannien sehr ausdauernd geregnet zu haben – Die Wiesen standen regelrecht unter Wasser. So durfte ich (weil eh keiner da war) mitten auf dem Weg campieren. Gleich neben dem Toilettenhaus. War mir sehr recht.