Anton lernt auf’s Töpfchen gehen

Nachbar Steffen ist schuld. Er hätte mir nicht diesen youtube Clip zeigen sollen “ Wie Katzen auf’s Klo gehen!“ Auf youtube, diversen Homepages und in Büchern, findet man endlose Anleitungen, wie man das seiner Katze beibringt.

Als Anton groß genug war, dass er nicht mehr ins Klo fallen konnte, beschloß ich, dass er das jetzt auch lernen wird. Erstens hab ich die Rauf- und wieder Runterschlepperei von ein paar Zentnern Katzenstreu satt. Zweitens stinkt es mir. Entweder absorbiert der Kram den Geruch nicht richtig, oder die Streu ist „parfümiert“ und das ist für einen Duftstoffallergiker noch weniger vergnüglich. So oder so, hab ich das Katzenklo ständig in der Nase und deshalb kommt es raus. Anton muss das Wasserklosett benutzen!

Phase 1: Gewöhnung an den Ort und an die Höhe.

Das hatte er gleich gut raus. Sein Katzenklo neben dem WC war gar kein Ding, schließlich rennt er ständig mit, wenn ich mal muss. Ich hab sein Katzenklo gleich am ersten „Schulungs“-Tag auf eine 15 cm hohe Kiste neben das WC gestellt. Am zweiten Tag war sein Klo bereits 30 cm hoch und es störte ihn nicht im geringsten. Das Wasserklosett hat er auch schon mehrfach inspiziert und die Nase reingesteckt. Die Sache interessiert ihn. Ich bin sicher, der kriegt schnell raus, wie’s geht.

Ich muss nur dran denken, die Klotür offen zu lassen!!!

Am dritten Tag hab ich noch mal erhöht und es anderthalb Tage so gelassen.

Phase 2: Gewöhnung an die WC-Benutzung

Nachdem das mit der Höhe so gut geklappt hat und er ständig seine Nase ins WC gesteckt hat, hab ich abends am vierten Tag einen abgeschnittenen Baueimer mit Katzenstreu ins Klo gestellt. Nachdem ich ein bisschen im Streu gekratzt hab, hat er sich anstandslos reingehockt.

Es ist zwar etwas eng, aber es scheint ihn nicht weiter zu stören, alles ist bestens gelaufen. Da er total drauf steht, wenn man ihm bei seinen Geschäften Gesellschaft leistet und er regelrecht drauf zu warten scheint, dass ich nach Hause komme, mach ich mir keine Sorgen, dass morgen der Teppich versaut ist.

Wenn ich mir vorstelle dass er künftig immer auf der Klobrille hocken wird, ist es schon ein bisschen komisch. Aber wenn ich den Geruch vom Katzenstreu los bin, mach ich drei Kreuze! Oder auch mehr.

Phase 3: Gewöhnung ohne Streu / Platzierung der Pfoten
Dazu hab ich zwei Ansätze gesehen. In einer Anleitung wurde die Öffnung nach und nach verkleinert, bis er nicht mehr in den Eimer kam /drin kratzen konnte und sich schließlich auf die Brille hockte. In einer anderen wurde immer weniger Streu in den Eimer gefüllt, bis er nichts mehr zu kratzen hatte. Gleichzeitig trainiert man mit ihm, dass er die Pfoten auf die Klobrille setzt. Schließlich kommt gar kein Streuzeug mehr in den Eimer, sondern etwas Wasser, bis der Eimer weg kann. Wichtig ist es, immer schnell nach ihm sauber zu machen.

Fortsetzung: 19. August

Es hat sich jetzt so ergeben, dass wir Variante 2 machen. Ich mach immer gleich nach ihm sauber und füll dann einfach kein Streu mehr nach. Ihn scheint es nicht weiter zu jucken. Hauptsache der Mief ist weg. Höchst interessiert verfolgt er immer die Kloreinigung und wie die Beutelchen entsorgt werden. Ehrlich gesagt hab ich das Gefühl, dass er sich immer alles aufspart, um bei mir und nicht bei Steffen auf’s Klo zu gehen. Dabei steht bei Steffen eine große Wanne mit viel Streu, sodass er dort nach Herzenslust herumkratzen könnte.

Schwierig find ich die Sache mit der Pfoten-Platzierung. Nachdem ich einmal versucht hatte, seine Vorderpfoten auf die Klobrille zu stellen, war er so empört, dass er sich alles zwei Stunden lang verkniffen hat. Erst dann war er bereit, die Sache zu Ende zu bringen. Danach hab ich ihn einfach machen lassen wie er will.

Eine kleine Panne gab es auch. Gestern hab ich aus Versehen die Klotür zugemacht, als ich zur Arbeit gefahren bin. Interessant, wie Anton das Problem gelöst hat. Er ist nicht auf sein altes Katzenklo gegangen, das noch leer im Flur steht, sondern hat sich eine andere „Keramik“ gesucht. Sein Wassernapf ist eine große weiße Suppenschüssel, die ich mal vom Wertstoffhof mitgebracht hab. Es war noch etwas Wasser in der Schüssel, und genau da hat er reingepieselt. Keine Ahung, wie er das geschafft hat, aber scheint, als hätte er die Grundidee verstanden.

Am 10. Tag, nachdem ich mich um die Beinplatzierung überhaupt nicht mehr gekümmert habe und schon etwas Zweifel hatte, ob das wirklich was wird, hat ganz von selbst fast die richtige Haltung eingenommen. Hurra!
Jetzt müssen nur noch die Hinterbeine aus der Schüssel und rechts und links von den Vorderbeinen stehen.

Ich hab natürlich einiges zum Thema Katze auf Menschklo im Internet gelesen. Wie immer gibt es Leute, die das total schlimm finden. Die Gegenargumente sind: Menschlich egoistisch, für die Katze ist das Scharren wichtig und IGITT – eklig.

Menschlich egoistisch
Dass ich ihn in Kürze kastrieren lassen will, weil’s für mich bequemer ist und weil ich keine Lust auf den Katerstress habe, finde ich persönlich einen schlimmeren Eingriff in sein Katzenleben, als die Gewöhnung ans WC.

Katzen scharren

Stimmt, tun sie wohl. Aber Anton kann ja auch weiterhin, wenn er will. Wenn er bei Nachbar Steffen oder draußen ist, kann er nach Herzenslust herum scharren. Interessanterweise macht er das nicht, vor allem draußen bleibt alles unverscharrt. Irgendwo hab ich gelesen, sie machen es nur, um den Geruch zu überdecken und wenn’s im Wasser verschwindet, brauchen sie nicht scharren.

Igitt – Eklig
Ich find’s irgendwie lustig, dass Leute, die täglich mehrmals im Katzeklo rumwühle, um da Schiet und verklumpten Urin rauzusangeln, es eklig finden wenn ihre Katze die Füße auf die Klobrille setzt. Letztens hat einer der älteren Herren in meiner Familie neben das Klo gepieselt. Da Anton im Sitzen pieselt, trifft er garantiert besser.

Und wenn ich mir anschaue, wieviel überflüssigen Müll ich mit Antons Katzenklo produziere, seh ich mich noch mal in der Umerziehung bestätigt.

Profi Toiletten-Trainingssystem
Nachdem ich schon mit der Umstellung angefangen hatte, hab ich im Internet Litter Kvitter entdeckt – ein professionelles Toiletten-Trainingssystem, das es für knapp 50 Euro gibt. Bei dem System werden drei verschiedene Einsätze auf die Klobrille gesetzt werden. Einsatz 1 ist im Prinzip eine flache Schüssel, die mit Streu gefüllt wird. Einsatz zwei hat eine kleine Öffnung in der Mitte, so dass die Katze lernt, ihre Füße an den Rand zu stellen. Mit Einsatz 3 wird die Öffnung noch mal vergrößert, bis kein Einsatz mehr gebraucht wird. Soll rund 8 Wochen dauern, bis die Katze entsprechend trainiert ist. Bei älteren bis 3 Monate.

Von Nachteil finde ich, dass durch die Öffnung in der Mitte Katzenstreu ins Klo gelangt. Man muss also Spezial-Streu kaufen, dass das Klo nicht verstopft. Und den Amazon-Rezensionen nach zu urteilen, scheint es auch nicht mit jeder Katze zu klappen. Könnte vielleicht daran liegen, dass sie das Klo zunächst ohne Öffnung kennenlernen. Da würde ich auch nervös werden, wenn mir plötzlich der „Boden unter den Füßen“ weggenommen wird. Bei Anton war das Klo ja von Anfang an offen.

Nachtrag:
Inzwischen sind etwa vier Wochen vergangen. Wirklich weitergekommen sind wir nicht, denn Anton hat beschlossen, dass er lieber bei Steffen im Erdgeschoss als bei uns oben wohnen will. In den letzten drei Wochen war nur 3 mal kurz bei uns oben. Wir konnten also nicht weiter trainieren. Er darf jetzt auch fast jeden Tag zwei Mal raus und benutzt überwiegend das große Klo – den Garten!

Endgültiges Ende der Umerziehung
Anton ist letzten Endes doch kein Klobenutzer geworden. Obwohl er schon auf dem besten Weg dahin war. Er wohnt nicht mehr bei uns sondern bei Steffen und kommt nur ab und zu mal auf ein Viertelstündchen zu Besuch. Ansonsten ist Nachbar Steffen sein alleiniger Herr und Meister.  Rossi (Hund) und Anton verstehen sich aber nach wie vor blendend, die Freundschaft hat gehalten, auch wenn Anton ausgezogen ist.