Zu Besuch bei Onkel Taa

Geboren wurde er als Karl Platino, seine Geschwister nannten ihn Taa. Dabei blieb es, bis er irgendwann den Onkel draus machte. Ein Onkel mit genialen Ideen: Koch, Schneckenzüchter, Sammler und Bildhauer…

In Feinschmeckerkreisen wird er der Schneckenkönig oder sogar Schneckenkaiser von Südtirol genannt. Da Onkel Taa so langsam auf die 70 zugeht, oder auch schon drüber hinaus ist (?) hat seine Tochter Janett inzwischen im Restaurant die Regie am Herd übernommen. Nun hat er ein bisschen mehr Zeit, sich seiner Sammelleidenschaft und dem künstlerischen Schaffen zu widmen. Das Gebäude, das ursprüngliche Bad Egart, beherbergt außer dem Restaurant auch das K.u.K. Museum – das Kaiserliche und Königliche Museum mit der größten privaten Habsburger Sammlung der Welt. Gleichzeitig kann man im Haus und drum herum Onkel Taas Schaffen als Künstler bewundern.

Erst vor vier Tagen hatte mir zufällig jemand von Onkel Taa erzählt – verrückter Typ mit genialen Ideen – ich müsste da unbedingt mal hin. Ja, klang gut. Sollte ich mal in der Nähe sein… Nun war ich tatsächlich in der Nähe – ganz ungeplant!

Wir kamen vom Stilfserjoch, hatten gerade erst Bekanntschaft mit dem Prader Indianer Lorenz Kuntner gemacht und waren kurz vor Meran, wo wir essen und uns eine Übernachtung suchen wollten. Etwa 10 km vorher fuhren wir durch ein Städtchen, dessen Namen wir nicht mal registriert hatten. Und plötzlich les ich auf einem  Wegschild „Onkel Taa“. Keine große Werbetafel, nur ein kleines Wegschild zwischen 4 oder 5 anderen Schildern, die zu anderen Restaurants wiesen. Ich wusste nicht mal, wo Onkel Taa sein Restaurant hat und dann entdecke ich zwischen all den anderen Restaurantnamen ausgerechnet Onkel Taa – 4 Tage, nachdem ich zum ersten Mal von ihm gehört hatte. EIN ZEICHEN!

Reisegefährtin Clarissa protestierte nicht. Wir wollten ja eh Essen gehen und hatten sonst nichts anderes geplant: Kehrtwendung und hin.

Es ist nicht ganz einfach, das Restaurant zu finden. Es liegt etwas außerhalb, in einer Nebenstraße hinter dem Bahnhof. Der Weg endet in einer Sackgasse. Aber man kann es trotzdem nicht verpassen. Unübersehbar hat sich Onkel Taa rechts und links der Straße mit seinem Schaffen breit gemacht.

Sorry einige Bilder sind etwas unscharf, das Licht war schlecht und mangels Stativ musste ich mit hoher ISO fotografieren.

Das Haus, das ehemalige Bad Egart, ist ein riesiger Efeubusch.

Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man einige Fenster. Die waren unbeleuchtet. Geschlossen. Ach Menno! Wir hatten schon wieder Pech. An diesem Samstag schien einfach alles geschlossen zu haben, was wir besuchen wollten. In Tirano hatten um 13 Uhr alle Geschäfte und Palazzo die Türen abgesperrt, in Bormio hatte der Botanische Garten nur werktags geöffnet und das Mineralienmuseum Mittagspause. Und nun hatte Onkel Taa dicht.

Weil die Gasse zu schmal zum Wenden war, blieb nichts anderes, als bis ans Ende weiterzufahren und dort zu drehen. Als wir wieder am Haus vorbeikamen, sahen wir Licht durch das dichte Efeu scheinen. Es war Punkt 18.30. Das Tor zum Garten war geöffnet – man wartete auf uns! EIN ZEICHEN!

Der Spaß an dem Restaurantbesuch beginnt bereits auf dem Weg vom Parkplatz ins Restaurant.

Der Weg führt durch Onkel Taas persönliches Freilichtmuseum mit allerlei kuriosen Kunstobjekten.

Wer pünktlich zum Essen kommen will, sollte ausreichend Zeit für die Kunstbesichtigung einplanen und unbedingt einen vollen  Kamera-Akku einpacken!

Vor allem Gartenliebhaber werden länger brauchen, bis sie das Restaurant erreichen.

Trauriger Fund im Brunnenschacht!

Die Treppe runter geht es über die schmale Straße in den Gastgarten, wo noch mehr Kunst, geniale Gartenarchitektur und verrückte Ideen warten. Noch mal viel Zeit einplanen!

Onkels Taas Masken und Schnecken…

Der gemütliche Außenbereich.

Onkel Taa sammelt fast alles…

Nach dem Verzehr der Bewohner kann man die leerstehenden Häuser bepflanzen!

Mit der Flex ein paar Löcher gemacht…

Hörbild! Alles plätschert und tropft…

Onkel Taas persönliches Ötzimuseum mit einem Gips-Ötzi und Gletscherleichen-Reliquien. Zur Eröffnung wurde im Restaurant ein Ötzimenu serviert.

Frischer geht’s nimmer!

Hier schwimmt das Abendbrot noch im eiskalten Quellwasser, solange bis jemand Forelle bestellt…

Die Drei von der Tankstelle.

Onkel Taas Schneckenzucht. Die Tierchen werden mit Pfifferlingen gefüttert!!!

Hunde-Kuschelecke

Nachdem wir die Schnecken schon live und in Farbe im Garten getroffen hatten, war klar, dass wir sie auf der Speisekarte wiederfinden würden. Tatsächlich konnten wir zwischen mehreren Variationen wählen, z. B. gratiniert mit Ziegenkäse oder mit Speck. Auch die Tischdeko war ganz auf Schnecke abgestimmt. Aber Clarissa hat gekniffen und ich war auch nicht so wild drauf…

Neben den Schnecken ist die Kaiserliche und Königliche Hofküche ein weiteres Markenzeichen von Onkel Taas Restaurant. Hätten wir mehr Zeit gehabt und hätte Rossi the dog nicht im Auto auf unser Wiedererscheinen gewartet, hätte ich Clarissa zum Kaiserlichen Menu mit den Lieblingsgerichten von Sisi und Franz überredet.

Das Menu beginnt mit Flusskrebssalat (aus eigener Zucht). Als zweite Vorspeise gibt es Weißweinsuppe mit Artischocken und weißem Trüffel; als Hauptgang ungarisches Kalbsgulasch und zum Dessert des Kaisers Gugelhupf mit kandierten Früchten, warmer Schokoladensauce und Sisis Veilchen-Eis.

Alternativ bekam Clarissa ein feines Tomatensüppchen im Weckglas und ich Tortellini mit Vinschger Bergkäse und Pfifferlingen. Lecker!

Nachdem der Tag mit einigen Pleiten begonnen hatte,  nahm er einen wunderbaren Ausklang. Wir hätten nach dem Essen noch das K.u.K. Museum besuchen können, mit vielen persönlichen Gegenständen von Franz und Sisi und was Onkel Taa in 50-jähriger Sammelleidenschaft sonst noch alles zusammengetragen hat: Sakrale Kunst, Gotische Werkzeuge, Schnitzereien, Erotika, Steingut, Mineralen und Fossilien… Aber wie gesagt, Rossi the dog saß wartend im Auto, es wurde langsam dunkel und wir mussten noch eine Übernachtung suchen…

Das K.u.K Museum haben wir nun nicht gesehen, aber das Restaurant ist ebenfalls gut bestückt mit Onkel Taas Sammelstücken. Vor lauter Kucken kommt man kaum zum Essen.

Die Weinauswahl im Restaurand ist großartig!

Haute Confiture – selbst gemachte Marmelade…

Weingläser mit Gravur.

Das Geld pappt auf der Straße.

Die Damentoilette. Die erotischen Schneckenbilder wurden sogar mal für den Playboy abgelichtet!

Also, wer mal in der Nähe von Meran ist, unbedingt Onkel Taa besuchen!