Wenn man grad so schön dabei ist, muss man entweder aufhören oder weitermachen. Wir entschlossen uns zum Weitermachen: Nach der morgendlichen Bewanderung des Baumkronenweges in Kopfing (A) fuhren wir deshalb geradewegs in den Bayerischen Wald. Im Nationalparkzentrum Lusen bei Neuschönau ging es auf den nächsten Baumwipfelpfad (an einem Tag!)
Während sich der Baumkronenweg in Kopfing eher in die Kategorie Erlebnis-Gastronomie einordnen lässt, ist der Baumwipfelpfad in Neuschönau als besonderes Natur-Erlebnis in den Nationalpark integriert.
Der Pfad ist insgesamt 1,3 km lang, davon verläuft die erste Hälfte auf dem Steg in 20 bis 25 Meter Höhe.
Kurz vor Ende erreicht man den Aussichtsturm, der sich über schier endlose Serpentinen bis auf 44 Meter hoch schlängelt. Für einmal hoch und runter braucht man eine gefühlte Ewigkeit oder etwa 25 Minuten. Der gesamte Weg ist barrierefrei und für Kinderwagen/Rollstühle befahrbar.
Um auf eine später gebaute und tieferliegende Insel neben dem Baumpfad zu gelangen, wurde sogar ein Outdoor-Rollstuhl-Lift installiert.
Bauher und Betreiber des Baumwipfelpfades ist die Erlebnis Akademie AG (eak). Neben diversen Kletter- und Hochseilparks hat die eak bislang 4 Baumwipfelpfade (Bayerischer Wald, Schwarzwald, Rügen und Lipno/ Tschechien) realisiert.
Die Konstruktion der eak Stege ist komplett anders als bei dem Pfad in Kopfing.
Was mir allerdings gefehlt hat, war einfach mal die Möglichkeit, sich einen Moment setzen zu können, um die Aussicht in Ruhe zu genießen. Der Pfad ist eher auf einen schnellen Durchlauf ausgelegt als auf längeres Verweilen. Zwar gibt es verschiedene Wissens- und Erlebnisstationen, aber dass jemand länger als eine Stunde auf dem Pfad bleibt, dürfte die Ausnahme sein.
Vor allem unterhalb des Aussichtsturms wäre eine Sitzmöglichkeit wirklich toll gewesen. So stand ich 25 Minuten doof auf dem Steg rum (lädiertes Knie!) während Clarissa zur Aussichtsplattform hochgewandert ist.
Nachfolgend ein paar Fotos, die Clarissa auf dem Weg nach oben gemacht hat…
Und so kann es im Winter auf dem Aussichtsturm aussehen…
Während Clarissa dem Himmel ein Stück näher war, konnte ich unten auf dem Pfad feststellen, dass der Steg doch ganz schön schwankt.
Glaubt es oder nicht, als ich endlich wieder „festen“ Boden unter den Füßen hatte, benahm sich mein Magen, als hätte ich mehrere Stunden auf einem rollenden Dampfer verbracht. Mir war TOTAL schlecht!
Weil der mitreisende Hund nicht auf den Pfad durfte und im Auto warten musste (was er nicht so schlimm fand – Schnarch…), haben wir ihn anschließend noch im Tierfreigelände ausgeführt. Da sind Hunde erlaubt.
Auf einem 250 ha großen Areal wurden 16 weitläufige Großgehege mit Luchs, Wolf & Co. und mehrere Volieren in der natürlichen Waldlandschaft angelegt.
Wir wollten natürlich vor allem die Luchse sehen. Aber ganz so einfach ist das nicht. Obwohl es mehrere Beobachtungsstationen gibt, bedeutet das längst nicht, dass es etwas zu beobachten gibt. Wir waren zudem ziemlich spät dran, es dämmerte schon fast, und wir waren nach 5 Stunden Fahrt und zwei Baumwipfelpfaden etwas müde. So sind wir nach ca. einem Kilometer, nachdem wir weder Wisente noch Luchse gesehen hatten, wieder umgekehrt.
Nur in der Vogelvoliere zeigten sich die Bewohner.
Man sollte etwa 3 bis 4 Stunden für den 7 km langen Rundweg einplanen. Wenn man Fuchs, Luchs, Wolf und Bär beobachten / fotografieren möchte, besser noch ein paar Stunden mehr.
Was ganz toll ist, das Tierfreigelände ist ganzjährig geöffnet und stets frei zugänglich (Sommer wie Winter / Tag und Nacht!). Man zahlt lediglich Parkplatzgebühren in Höhe von 1 Euro / Stunde, max. 5 Euro / Tag. Wir waren wie gesagt zu spät dran und zu müde, um den Rundweg ganz zu laufen. Aber irgendwann muss ich da noch mal hin!