Eine zweite Chance für Irland

Mit Irland verbindet mich eine Art Zweifelsliebe. Die Iren machen tolle Musik und die Landschaft ist (teilweise, nicht überall) anbetungswürdig, trotzdem hat es mich 2008 bei meinem ersten Irlandbesuch so gar nicht gepackt. Ich hab nicht wirklich verstanden, was die Irlandfans alle so begeistert.

2008 waren wir fast ausschließlich nach kulturgeschichtlichen Aspekten (was kann man sich mal ansehen) durchs Land gereist. Deshalb wollte ich diesen Sommer noch mal ganz in Ruhe die Landschaft „ansehen“, alleine mit Hund und eigenem Auto. Es sollte garantiert sein, dass ich wirklich nur die Dinge unternehme und die Orte ansteuere, die ich machen bzw. sehen möchte.

Wegen Hund Rossi kam nur die Überfahrt von Großbritannien nach Irland in Frage. Ab Frankreich dauern die Fähren zu lange. Für den Hinweg hatte ich die Strecke Fischguard (Wales) / Rosslare (Irland) gebucht. Dauert etwas mehr als 4 Stunden. Eigentlich kein Problem. Aber während der total ruhigen Überfahrt von Frankreich nach England war Rossi etwas indisponiert und stornierte sein Abendbrot im Auto. Was für ihn während und für uns nach der Überfahrt nicht so lustig war. Deshalb war ich etwas in Sorge, in welchem Zustand ich Hund und Auto nach der Überfahrt nach Irland antreffe. Aber er war glücklicherweise wieder seefest und hatte während der Überfahrt gepennt. Es lag wohl an der üppigen Mahlzeit, die ihm mein Vater vor der Abreise nach England serviert hatte – so als letzte richtige Mahlzeit, vor der englischen Küche.

Weil die Nachtfähren etwa die Hälfte der Tagfähren kosten, kamen wir mitten in der Nacht in Rosslare an. Nicht die beste Tageszeit, um das Schöne an Irland zu entdecken und auf unbekannten Wegen herumzukurven. Deshalb erstmal den nächsten Parkplatz anfahren und ausschlafen. Danach Frühstück und ausgiebige Rossibelustigung am Strand… Und dann zwei Wochen lang Rossibelustigung an wechselnden Stränden unter total wechselnden Wetterbedingungen..

Wexford ist ein bisi krumm gebaut

Im Hafen wuselte es geradezu von West Highland Terriern.

Ganz Irland leuchtete Rot-Orange – das hab sogar ICH mit meiner Farbblindheit bemerkt.

Kaum in Irland angekommen, konnte ich mich wieder ganz meiner morbiden Ader hingeben. Nein Scherz, ich hab keine morbide Ader. Britische und irische Friedhöfe sind nur einfach – besonders. Wenn die Landschaft grad mal keine interessanten Fotomotive hergibt, dann einfach ab auf den nächsten Friedhof.

Oder ab an den nächsten Strand. Davon hat Irland noch und nöcher und viele davon sind extrem schön. Und ja, ich war baden. Allerdings nur kurz, weil es für Rossi zu wellig zum mitschwimmen war und ich ihn nicht unbeaufsichtigt am Strand sitzen lassen wollte.

Was ich (nach England und Wales) richtig gut fand, die Küste wird in Irland als Gemeinschaftsgut angesehen zu dem jeder freien Zugang hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich auch nur einmal Parkgebühren oder Kurtaxe oder ähnlichen Unfug bezahlen musste, wenn ich an den Strand wollte. Parken war durchweg frei und relativ unreglementiert. Hinstellen wo Platz ist, fertig. Oftmals kann man sogar direkt mit dem Auto auf den Strand fahren. In England gehören Großteile der Küste dem National Trust oder auch Privatpersonen und man muss fast immer Parkgebühren bezahlen.

Reisetechnisch ging es entlang der Küste gen Süden. Am Nachmittag fanden wir (also ich + Hund) einen Campingplatz direkt am Strand gelegen. Weil man es am ersten Tag nicht übertreiben soll und weil das Wetter perfekt zum Baden war, haben wir da gleich eingecheckt und sind Baden gegangen. Leider hab ich vom Strand keine Fotos gemacht. Aber er war perfekt. Rossi ist neben mir her geschwommen, bzw. immer vorne weg, dann ne Runde um mich rum und weiter. Hat riesigen Spaß gemacht.

Der Campingplatz hatte eine Abteilung für Dauergäste und eine Wiese für Durchreisende. In der Wiese der Durchreisenden standen nur zwei Dixieklos (nicht so toll). Wir konnten natürlich auch die Sanitärräume bei den Dauergästen nutzen, aber die waren ewig weit, wobei man ein großes Stück längs der Straße (ohne Gehweg) gehen musste und Gefahr lief, vom Auto überfahren zu werden. Ich war nur einmal am späteren Abend da und wollte auch gleich duschen. Leider hatte man mir nicht gesagt, dass ich dazu Duschmünzen brauche. Also ich Juchée – unter die Dusche und dann kommen da nur ein paar Tropfen Wasser raus. Dafür hatte die Dusche nun dreckige Fußabdrücke und ich ziemliche Mühe, sie ohne Wasser wieder sauber zu kriegen. Und teuer war der Campingplatz mit Dixieklo ohne Dusche auch noch.

In der Nacht regnete es ein bisschen und der nächste Tag war dann leider nicht mehr so sonnig und schön wie der davor. Aber das Programm sah weiter vor: jeden Strand anfahren, den Ball auspacken und stundenlang dem Ball nachjagen – also Rossi natürlich. Ich war nur fürs Ballwerfen zuständig.

In Irland kann bzw. darf man wie schon erwähnt oftmals mit dem Auto auf den Strand fahren.

Der nächste Strand war perfekt für ein ausgedehntes Frühstück.

Mangels Toaster kam das Brot in die Pfanne.

Ein irischer „Campingnachbar“ hatte Interesse am Ausbau meines Autos und kam ein bisschen zum Schwätzen vorbei. Er hat mal in der Nähe von Hockenheim gearbeitet. Sprach aber nur noch 3 Worte Deutsch. Er befand alles für gut gelöst. Ich bin auch sehr zufrieden mit meinem Ausbau.

Später kam er noch mal vorbei mit der Nachricht, dass er zuviel Hundefutter für seine Beiden mitgenommen hat und dass er mir etwas für Rossi schenken möchte. Das Angebot kam nicht ganz ungelegen, denn Rossi mochte das in GB gekaufte Trockenfutter nicht fressen. Das von unserem „Nachbarn“ fand er hingegen super.

Badegäste waren nicht so viele am Strand, dafür aber ein paar Pferde samt Besatz.

Beim nächsten Strandstopp war das Wetter noch ein bisschen ungemütlicher geworden, inkl. Wind und Nieselregen. Rossi war das recht wurscht. Wegen mir hätte das nicht sein müssen.

So, und jetzt Schlafen!!!

Inzwischen hatten wir die Copper Coast erreicht. Wo es noch stürmischer und ungemütlicher wurde.

Was man unter anderem an den Wasserflecken auf den Fotos sieht…. Jedenfalls wurden wir bei Besichtigung der alten Mine hübsch nass.

Der letzte Strandausflug des Tages.

Danach hatte ich genug Frischluft für den zweiten Tag und wollte nach Youghal einkaufen fahren und einen Campingplatz suchen. In der kleinen Stadt hatten wir 2008 eine Woche lang ein Ferienhaus gehabt, weshalb ich mich noch gut erinnern konnte, wo der örtliche Tesco ist.

Der Campingplatz (etwa 20 km hinter Youghal) war klein und nett, aber wieder hübsch teuer, Dusche extra. Die Sanitärräume waren etwas „selbstgestrickt“ aber so ist Camping! Ich hatte einen windgeschützten Stellplatz, sodass ich trotz Nieselregen unterm aufgespannten Anglerschirm kochen/essen konnte.

Soweit erstmal die Einstimmung auf meinen irischen Sommer. Ab dem nächsten Tag kommt dann so richtig irisches Wetter auf!

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