Einkaufen in Peking – Schnäppchen (?) und Verhandlungsstrategien

Auch wenn individuell reisende Europäer in China eher die Ausnahme sind, dass wir als potentielle Einnahmequelle interessant sind, hat sich schnell herum gesprochen. Mal ein bisschen durch die Geschäftsstraßen bummeln, ohne dass die Händler scharenweise über uns herfallen, war leider nicht möglich.

 

Die Liulichang-Culture Street ist ein gutes Beispiel dafür. Die Straße ist die Adresse für Kunst und Buchdruck. Hier bekommt man Zubehör vom Pinsel bis zur Leinwand, chinesische Kunstgegenstände und so weiter. Eine schöne, restaurierte Straße. Allerdings es unmöglich, stehen zu bleiben und sich etwas anzuschaun.

Bereits beim Abbiegen in die Straße kommen die ersten „Geschäftsleute“ angeschossen. Die einen wollen, dass wir in ihre Fahrrad-Rikscha steigen, die nächsten haben Postkarten oder Bücher, und dann steht vor jedem Laden mindestens ein „Lockvogel“ der schreit: „Hello, hello Miss, look here, very cheap.“ Ja, in der Liulichang-Culture Street wird englisch gesprochen, denn die Händler haben fast alle junge Mädels eingestellt, die Englisch in der Schule hatten! Stehenbleiben wird gleich als Kaufsabsicht verstanden und dann scharren sich Händler von mindestens drei Seiten um uns.

Hat man gerade erfolgreich nach vielen „no, no nos“ den Rikschafahrer abgewimmelt, ist der nächste Postkartenverkäufer zur Stelle, dann der Buchhändler und dann der nächste Rikschafahrer. Uff, es war wirklich anstrengend, die Straße einmal hoch und runter zu gehen. Wir sind dann auch schnell geflüchtet, obwohl es schöne Motive zum Fotografieren gegeben hätte.

 

Die großen Shopping-Streets

Etwas relaxter geht es in den großen Shopping-Straßen, wie der Wang-Fu-Jing-Street, Xidan-Commercial-Street und in den vielen neuen Shopping-Zentren zu. Hier konnten wir halbwegs in Ruhe schaun. Zwei oder drei Verkäufer hielten sich jedoch immer in unserer Nähe auf und beobachteten jede Bewegung. Vor allem im Supermarkt wurden wir von faszinierten Verkäuferinnen verfolgt, die sich sehr dafür interessierten, was wir in den Einkaufswagen legen.

Die einzigen Geschäfte, wo wir wirklich in Ruhe gelassen wurden, waren die Bookstores. In der Wang-Fu-Jing-Street gibt es einen internationalen Bookstore, in dem es auch schöne Bildbände über Peking und China in deutscher Sprache gibt. In der vierten Etage war eine große Abteilung mit DVDs. Die Filme sind in Originalsprache mit chinesischen Untertiteln. Interessant waren die DVDs aber trotzdem. Zum einen, weil es viele Filme gab, die bei uns noch gar nicht angelaufen sind. Zum anderen waren sie sehr günstig. Der Preis lag etwa zwischen 1,60 und 3,20 Euro für einen Top-Film. Unter den 11 Filmen, die wir gekauft haben, waren allerdings 7 mit falschen Ländercode dazwischen, die nur am PC laufen.

 

Billig einkaufen in China?

Wir waren total blauäugig und hatten die Vorstellung dass wir ganz toll einkaufen können. Vielleicht kann man in China preisgünstig einkaufen, bloß wo? Wir haben das nicht herausgefunden. Wer glaubt, dass er in Peking ganz viel für ganz wenig Geld bekommt, wird staunen. Das Preisniveau war fast mit unserem auf der Höhe.  Die Preise in den Shoppingzentren nahezu wie bei uns, egal ob Kleidung, Schuhe, Einrichtung oder Technik.

Wenn in China Billigkleidung produziert wird, haben wir nicht herausgefunden, wo sie verkauft wird. Das günstigste Textil wurde uns unterhalb der chinesischen Mauer angeboten: T-Shirts mit dem Aufdruck: „I climbed the Great Wall“. Weil wir eigentlich gar keins kaufen wollten, der Verkäufer uns aber unbedingt was verkaufen wollte, ging der Preis für das T-Shirt (während wir „no, no, no“-sagend einfach weitergingen) von 5 Euro auf 2 Euro runter. Da haben wir es mitgenommen, es war sogar von überraschend guter Qualität und hat mehrere Jahre gehalten.

In dem Glauben, dass in China alles total billig ist, hatte ich mir gefreit, dass ich mich günstig mit Kamera-Zubehör und Speicherkarten eindecken könnte. Endlich mal ein tolles Tele für die Spiegelreflex… Ha ha. Eine Speicherkarte für 30 Euro, die mir „günstig“ erschien, gab es zu Hausr bei einem chinesischen Ebayhändler für 22 Euro versandkostenfrei. Hat sich also nicht wirklich gelohnt und wir hätten uns die langen Verhandlungen sparen können.

 

Das Verhandel-Spiel

Ohne langes Verhandeln kann man in China fast gar nichts kaufen. Selbst in vielen großen Geschäften, in denen die Preise scheinbar „festgelegt“ sind, wird verhandelt. Allerdings weiß man vorher nicht so genau, ob da was geht oder nicht, denn leider steht da kein Schild mit „Handeln erwünscht.“ Trotzdem einfach mal versuchen. Wir haben vor der Reise lange überlegt, welche Kamera wir mit nach Peking nehmen. Als wir ankamen war sie dann aus unerklärlichen Gründen defekt.

So ging es gleich am ersten Tag in die Wang-Fu-Jing-Street, um eine kleine Ersatzkamera zu kaufen (von der unsere eher schlechten Reisebilder stammen). Da wir nicht auch noch neue Speicherkarten kaufen wollten, sollte es wieder eine Sony sein. Im ersten Laden, in einer Seitenstraße bekamen wir die Sony Cybershot w35 mit 7,2 Megapixel für 2250 Yuan (ca. 225 Euro) angeboten. Schon während wir grübelnd dastanden, weniger über den Preis als über die Tauglichkeit als Alternativ-Kamera nachdenkend, begann der Preis zu sinken. Als wir gingen (weil wir nicht wussten, ob es die richtige Kamera für uns ist) stand der Preis bei 1900 Yuan.

Nach dem Einbiegen in die Wang-Fu-Jing-Street haben wir in mehreren Geschäften die gleiche Kamera angeschaut. Erstaunlich war, dass die Kamera in der Haupt-Geschäftsstraße gleich 400 Yuan mehr kosten sollte. Aber das hat gar nichts zu sagen: Bei einem Startpreis von 2680 Yuan haben wir sie schließlich für 1700 Yuan bekommen. Im Walmart haben wir sie ein paar Tage später für 1650 Yuan gesehen und bei uns ist sie ab etwa 150 Euro zu haben. Hat sich also wirklich nicht gelohnt, obwohl wir uns so beim Handeln angestrengt haben.

 

 

Technisches Eqipment für die Verhandlungen

Da wir Touristen meist keine chinesischen Zahlen können, wird auf zwei beliebte Hilfsmittel zurückgegriffen: Taschenrechner oder Handy. In den größeren Geschäften fragt man den zuständigen Verkäufer „How much?“ (das wird fast überall verstanden). Und bekommt gleich einen Rabatt auf den Regulärpreis eingeräumt, der einem auf dem Taschenrechner gezeigt wird. Kleinere Geschäfte oder Straßenhändler, die keinen Taschenrechner haben, zücken ihr Handy, um den Preis verständlich zu machen.

 

Dann beginnt das Verhandlungsspiel. Man schüttelt mit dem Kopf, der Betrag auf dem Taschenrechner oder Handy wird kleiner. Man schüttelt so lange weiter mit dem Kopf bis der Verkäufer irgendwann den Taschenrechner hinhält und seinerseits fragt „How much?“ Dann gibt man auf den Taschenrechner einen Preis ein, der zwar schön, aber weit unter dem liegt, was man bezahlen würde und zeigt es dem Verkäufer. Jetzt beginnt der mit dem Kopf zu schütteln und geht im Preis wieder etwas runter, während man selber nach einem ausgiebigen Kopfschütteln mit dem Preis etwas höher geht. Das kann eine Weile dauern.

 

Good Girl, bad Girl

Nach den ersten „Verkaufsgesprächen“ haben wir unsere Verhandlungsstrategie ein bisschen ausgefeilt und traten fortan wie in amerikanischen Krimis als good Girl, bad Girl auf. Während die eine von uns kaufwillig und interessiert schien, schaute die andere desinteressiert und verärgert und schüttelte bei Rücksprachen immer mit dem Kopf. Das mag zwar unfair klingen, aber die Verkäufer sind auch immer zu zweit und diskutieren untereinander. Ob wir mit der Strategie tatsächlich erfolgreicher waren als andere, lässt sich schwer sagen, aber wir hatten großen Spaß dabei.

 

In der Lebensmittelabteilung

Direkt vor unserer Haustür gab es einen kleinen Laden. Allerdings sah er nicht sehr einladend aus, sodass wir lieber etwas weiter gelaufen sind. Eine paar Straßen weiter gab es zwei größere Supermärkte. Ein „chinesischer“ Supermarkt in der Unteretage der Sogo-Shopping Mall und etwas weiter weg ein Wallmart. Den ersten Einkauf am Ankunftstag, um uns mit Grundnahrungsmitteln und Getränken einzudecken, haben wir in dem chinesischen Supermarkt getätigt. Als wir mit dem Einkaufswagen zwischen den Regalen auftauchten, waren wir eine kleine Sensation. Zum einen wurden wir von allen Mitarbeitern angestarrt (pro Regal gab es einen Mitarbeiter) zum anderen wurde neugierig inspiziert, was in unserem Einkaufswagen liegt.

In dem Supermarkt gab es sämtliche Marken und Produkte, die wir von zu Hause kennen. Marmelade aus Frankreich, Digestif-Kekse aus Schweden, Nudeln aus Italien. Allerdings für chinesische Verhältnisse recht teuer. Während die Digestif-Kekse aus Schweden 16 Yuan kosteten, gab es eine ähnliche chinesische Sorte für 2 Yuan. Man kann in Peking fast alles problemlos bekommen, nur die Auswahl an Käse ist minimal und sehr teuer. Auch nach Milch und Butter mussten wir länger suchen. Viele Asiaten haben eine Lactoseintoleranz, Milchprodukte nehmen deshalb nur einen geringen Stellenwert in der chinesischen Lebensmittelproduktion ein. Außerdem war die Beschriftung der Produkte etwas problematisch.

Meist haben wir jedoch im Walmart eingekauft. Hier steht man weniger unter Beobachtung, die Auswahl ist riesig (vor allem Obst und Gemüse) es war günstiger als in der Sogo Shopping Mall und man konnte in Ruhe auswählen – soweit es das Gedränge zugelassen hat. Um ehrlich zu sein, wir waren echt froh über den Walmart. Danke ihr guten Amerikaner!

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