Good Bye Dokki

Ganz unerwartet wurde der gemeinsame Road-Fun von Daggi, Doggy und Dokki vor einer Woche beendet. Daggi, also ich, hatte einen Auffahrunfall und nun ist Dokki ein Totalschaden. Nur seine beiden Insassen haben die Sache unbeschadet überstanden…

Wer auffährt hat immer Schuld, aber irgendwie kann ich diese Schuld nicht so wirklich verinnerlichen. Ich fühl mich nicht schuldig an Dokkis Totalschaden und dem eingebeulten Kofferraum des Vorfahrers.

A 6 Richtung Heilbronn, Stau in der Baustelle, weil diese von drei auf zwei Spuren reduziert wird. Endlich haben sich alle richtig eingefädelt und der Stau löst sich. Da beschließt der Fahrer zwei Autos vor mir, dass er noch mal stehen bleibt. Der vor mir macht eine Vollbremsung, ich mach eine Vollbremsung, der hinter mir macht eine Vollbremsung. Die Straße ist ziemlich nass, der Dokki schmeißt sein keine Ahnung was für Bremsgedönse an.

Dann macht es Knall – mir schießt noch ein „Scheiße“ durch den Kopf. Dann gibt es von hinten einen zweiten, noch heftigeren Knall. Ich schätze, ich hab noch mal Scheiße gedacht. Weiß ich aber nicht mehr genau. Beim zweiten Bumms bin ichs Lenkrad geknallt und hab mir ein paar blaue Flecken geholt. Sonst alles gut. Rossi ist ebenfalls okay.

Ich bin auf einen Tschechen aufgefahren, der nur tschechisch oder französisch spricht und drei Worte deutsch. Auf mich ist ein Afro-Amerikaner aufgefahren, der nur englisch oder holländisch spricht. Ich klemme zwischen den beiden und der arme Dokker ist vorne und hinten zerdötscht. Am schlimmsten hinten. Der Chevrolet des Amerikaners hat auf den ersten Blick nicht mal einen Kratzer. Auf seiner Motorhaube liegen die Scherben von meinem Rückfenster…

Der Tscheche fährt ein Stück weiter vor, rechts bis an die Leitplanke, damit der Verkehr hinter uns noch vorbei kommt. Wir anderen beiden folgen. Aussteigen können wir nicht. Wir befinden uns auf jener Spur, die über die Fahrbahnseite des Gegenverkehrs geleitet wird. Rechts die Leitplanke, links die sich vorbeiquetschenden Autos…

Wir verständigen uns durch die Heckfenster ob wir okay sind. Ich rufe die Polizei an – was Sinn macht, da als einzige deutschsprachig – und informiere dann per Zettelnachricht die beiden anderen, dass die Polizei unterwegs ist. Dauert ne Weile, aber da sind ja auch 6 km Stau  hinter uns. Leider wurde den Jungs nicht ausgerichtet, dass wir auf der linken Spur sind und unter einer Brücke stehen. So fahren sie auf der rechten Spur (durch Doppelleitplanken von uns getrennt) an uns vorbei. Aber der Polizist legt eiskalt den Rückwärtsgang ein und dann  kommen sie als Geisterfahrer wieder zurück. Die Polizei darf sowas! Ein Krankenwagen kommt auch noch angetutet, obwohl ich beim 112 Anruf gesagt habe, dass wir okay sind.

Die beiden Polizisten klettern über die Leitplanken zu uns rüber, die Johanniter Leute sind nicht ganz so sportlich und fragen uns über die Leitplanken hinweg, ob wir okay sind. Ganz lieb, die Rettungshelferin fragt mich, ob’s dem Hund gut geht. Ja. Aber weil das Fenster unten ist, und da draußen so nette Leute stehen, will er mit ihnen Kontakt aufnehmen und aussteigen. Ich verbiete ihm das.

Um die Autobahn nicht länger zu blockieren, machen die Polizisten nur ein paar Fotos und wir verabreden uns für alles Weitere auf dem nächsten Rastplatz. Tja, nach dem ganzen Papierkram können die anderen beiden etwa eine halbe Stunde später weiterfahren, mein Auto fährt auf dem ADAC Abschlepper weiter.

Tja, und dann muss ich nicht nur verinnerlichen, dass mein Auto ziemlich zerdötscht ist, sondern als Totalschaden eingestuft wird. Reparatur würde den Wert übersteigen. Obwohl er nur 2,5 Jahre alt ist. Ich kann zwischen zwei Optionen wählen: Der ADAC bringt mich mitsamt Auto nach Hause (nur noch knapp 400 km) oder ich bekomm einen Leihwagen und lass mein Auto gleich da. Ich entscheide mich für Option zwei. War das einfachste.

In dem ganzen Desaster gibt es auch ein paar positive Aspekte. Mein Leihwagen ist ein Opel Zafira. Er hat mit rumgeklappten Rücksitzen ausreichend Platz für den Campingausbau aus dem Dokker. Also bau ich den aus und stopf alles in den Zafira. Dokkis Hecktüren lassen sich nicht mehr öffnen, so komm ich nicht an alle Schrauben dran, die ich lösen muss. Geht dann aber doch irgendwie.

In der Werkstatt gibt es einen Papagei, der immerzu nach Rossi pfeift. Was Rossi ziemlich verwirrend findet.

Nach 1,5 Stunden ist der Dokker leer und der Zafira bis zu den Ohren voll. Zweiter positiver Aspekt, für die Weiterfahrt hab ich endlich mal wieder ein richtig bequemes Auto. Rossi ist auf meine Bettdecke gebettet – damit er keine Haare im Auto verliert und findet das Auto ebenfalls akzeptabel. Er schläft! Das erwähn ich, um all die Leute zu beeindrucken, die schon mal mit Rossi im Auto unterwegs waren. Normal schläft er nämlich nicht!

Nun bin ich auf der Suche nach einem neuen Road-Fun Gefährt. Keine Ahnung, wie lange es mit den Versicherungen dauert. Sind ja zwei – meine Vollkasko für vorne und die Versicherung des Amerikaners für hinten. Und keine Ahnung, wie hoch der Restwert eingeschätzt wird. Mein neuer Road-Fun Begleiter wird kein Dokker mehr sein. Auf die halb verdrehten Kniegelenke, die ich mangels ausreichender Beinfreiheit nach jeder Fahrt hatte, hab ich keine Lust mehr. Im Moment bilde ich mir einen Peugeot Expert ein. Er ist ein bisschen größer, hat einen längeren und höheren Laderaum, ist aber unter 5 m Länge und 2 m Höhe.

Good bye Dokki – wir hatten eine kurze, aber exzessive Zeit: Einmal zum Nordkap und zurück, quer durch Irland, zig Alpenpässe überquert, wir waren zweimal in Schweden und haben zusammen zwei Monate auf den äußeren Hebriden gelebt. Der Ausflug an die holländische Nordsee war nun leider unser letzter Trip…