Große Schilderreise in den Balkan (2010)

Ich wollte in den Balkan  fahren, um auf Verkehrsschildersuche zu gehen. Ich hatte 10 Tage Zeit und wollte durch möglichst viele Länder reisen, in denen ich noch nicht gewesen bin. Da ich niemanden für meine Reisepläne begeistern konnte, machte ich mich alleine auf die Fahrt!

Frau Anfang 40, alleine im Auto im Balkan unterwegs… Mit Anfang 40 ist man ein großes Mädchen. Aber ich hatte keine Ahnung was mich erwartet, wie die Menschen drauf sind. Ich hatte nur viel gehört. Dementsprechend war mir schon etwas mulmiger als auf Alleintour in Skandinavien.

Meine Reiseplanung besteht normalerweise aus der Entscheidung: „Da fahr ich hin“. Dann fahr ich da hin und schau was passiert. Diesmal war ich etwas besser vorbereitet. Eine Woche vor Abreise habe ich mich erstmal beim auswärtigen Amt schlau gemacht, was bei Reisen in den verschiedenen Ländern zu beachten ist. Hab dabei festgestellt, dass ich eine grüne Versicherungskarte brauche (die kam einen Tag vor Abreise). In einem Land war ein Feuerlöscher im Auto vorgeschrieben und in einem anderen sollte man zwei Warndreiecke dabei haben.

Ansonsten gab es keine besonderen Warnungen für einen Besuch der von mir ausgesuchten Länder. In Moldawien gibt es in einer Region politische Unruhen, die Ecke sollte man meiden. In Bosnien und Serbien muss man sich spätestens 24 Stunden nach Einreise bei der Polizei melden, dass man da ist. Macht aber auch das Hotel. Dann wurde noch in einigen Ländern (Kosovo, Bosnien und Serbien) geraten, die befestigten Straßen und ständig befahrenen Wege nicht zu verlassen. Minengefahr,

In knapp einer Woche sollte es durch folgende Länder gehen:
Österreich, Ungarn, Ukraine, Moldawien, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Griechenland, Mazedonien, Albanien und dann mal schaun, durch welches der Ex-Jugos-Länder ich zurückfahre.

Ausgefallen ist Moldawien. Ich hatte mich in der Ukraine so dermaßen verfahren, dass ich die Grenze verpasste. Nach 40 km auf der falschen Schotterpiste hatte ich keine Lust, die ganze Strecke noch mal zurück zu fahren. Also stand ich an der Grenze zu Rumänien und nicht nach Moldawien. Den Plan, von Rumänien nach Moldawien zu fahren, hab ich fallen lassen, nachdem ich 3 Stunden bei sengender Hitze an der Grenze nach Rumänien verbracht habe und keine Lust auf weitere langwierige Grenzabwicklungen hatte.

Türkei wurde aus Zeitgründen gestrichen (und weil meine grüne Versicherungskarte hier nicht gültig ist, man aber eine Versicherung braucht). Als ich dachte, ich wäre in Serbien, war ich in Wahrheit in Montenegro. In meiner Karte war Montenegro nicht eingezeichnet…

Schlussendlich ging die Reise durch:
Österreich, Ungarn, Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Albanien, Montenegro, Kroatien, Bosnien (nur 20 km Autofahrt unten an der Adria), Slowenien.

Zoll und Formalitäten:
Freie Fahrt, ohne Zoll und Reisepass vorzeigen gab es nur nach Österreich und Ungarn und von Slowenien nach Österreich. Ansonsten waren noch überall Grenzstationen, auch bei den neueren EU-Ländern Rumänien und Bulgarien. Der größte Akt war die Einreise in die Ukraine. Da musste ich haufenweise Einreise- und Ausreise-Formulare ausfüllen.

Ich musste auch den Kofferraum aufmachen und zeigen, dass ich nichts schmuggel. Andere Autos wurden sogar richtig gefilzt. Aber die waren total nett und ich war da so was wie ein Exot. Tourist aus Germania, dazu noch eine Frau und ganz alleine, das kannten die noch nicht. Ich hatte als Einreisegrund „holiday“ angegeben. Da wollten sie mein Hotel wissen. Ich hatte natürlich keins und hab gesagt, ich will nach Moldawien. Aha, also Transit. Damit durfte ich mich 3 Tage in der Ukraine aufhalten. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich schon Abends in Moldawien ankommen würde, aber man fährt nicht mal eben durch die Ukraine. Das dauert.

Die anderen Grenzüberschreitungen gingen recht zügig vonstatten und die Grenzer waren auch alle nett. An der Grenze von Rumänien nach Bulgarien (ging per Fähre über die Donau) haben sie mir gesagt, ich soll an den ganzen LKWs vorbeifahren, Touristen haben Vorfahrt…

Hier ein Überblick der Grenzüberschreitungen:

Ungarn-Ukraine:
Einreiseformular ausfüllen, die weitere Einreise ging recht zügig.

Ukraine-Rumänien:
Aus der Ukraine raus wurde beim rumänischen Zoll gründlicher kontrolliert. Ich hab 3 Stunden an der Grenze verbracht. Konnte dann aber nach einem Blick in meinen Pass sofort weiter. Wobei ich erfahren habe, ich hätte als EU-Bürger (sind die Rumänen doch auch, oder?) auch die ganz linke Spur nutzen können, die CD (irgendwas)-Diplomat-Spur. Dann hätte ich keine drei Stunden gestanden.

Rumänien-Bulgarien:
Hier wird hübsch abgezockt! Man muss immer über die Donau, entweder zahlt man Brückengebühren oder die Fähre. Ich bin von Bechet aus mit der Fähre nach Orjahovo über die Grenze – was ich allerdings nicht wusste, weil man das auf meiner Karte nicht erkennen konnte. Als ich am rumänischen Zoll ankam, musste ich 7 Euro Tax bezahlen. Was für Tax konnte man mir nicht sagen – die Frau konnte keine mir verständliche Sprache. Dann 23 Euro für die Fähre (ein Schleppkahn für LKWs). Und dann musste ich in Bulgarien noch mal 14 Euro bezahlen. Die 7 Euro und 14 Euro waren HAFENSTEUERN!!!

Bulgarien-Griechenland (Exochi)
Keine besonderen Vorkommnisse, nach dem bulgarischen Zoll fährt man den Berg runter durch einen Tunnel, bevor man zum griechischen Zoll kommt.

Griechenland-Mazedonien
Auf mazedonischer Seite waren die Zöllner/Polizei sehr barsch und unfreundlich (OPEN THE CAR!) außerdem haben sie Stress wegen der grünen Versicherungskarte gemacht. Hier musste ich sie zum ersten Mal vorzeigen und bekam sehr deutlich (in schlechtem Englisch) erklärt, ohne Karte keine Einreise. Ich war ganz glücklich, als ich ein paar Stunden später an der Grenze zu Albanien angekommen war und Makedonja wieder verlassen konnte.

Mazedonien-Albanien
An der albanischen Grenz hätte ich Komplikationen erwartet. Es gab aber keine. Der Zöllner hat sich lediglich privat für die Campingbauten in meinem Auto interessiert. Dann durfte ich nach Albanien.

Albanien-Montenegro
Ich dachte, dass es die Grenze nach Serbien wäre (laut meiner Karte war sie das) aber nein, ich war in Montenegro eingereist. Da ist die Landewährung Euro, ohne dass das Land in der EU ist – ich hab’s nicht so ganz gepeilt. Der albanische Zöllner hat bei meiner Ausreise 1 Euro Tax verlangt. „English one – Deutschland eins?“ hat er geradebrecht. Ich glaub, er wollte nur sein Gehalt aufbessern, eine Quittung hab ich über den Euro nicht bekommen. Der Typ war aber ganz nett und knuffig, von daher okay.

Auf Montenegro Seite haben sie mir dann gleich 10 Euro Straßenbenutzungsgebühren abgeknüpft. Ob das so ganz mit rechten Dingen zuging, weiß ich auch nicht.

Montenegro-Kroatien
Ging zügig, ohne besondere Vorkommnisse. Ich glaub, die grüne Karte musste vorgezeigt werden.

Kroatien-Bosnien und wieder Bosnien-Kroatien
Ging ganz schnell, haben nicht mal in den Pass geschaut und war auch keine Doppelkontrolle sondern eine gemeinsame. Ich bin unten an der Adria lang gefahren, das kleine Teilstück das Bosnien an der Adria hat, liegt praktisch mitten in Kroatien, ich war innerhalb von 20 Minuten durch Bosnien durch.

Kroatien-Slowenien
Ging zügig, ohne besondere Vorkommnisse.

Slowenien-Österreich
Keine Kontrolle, nur Abkassieren von Tunnelgebühren

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Autobahngebühren und sonstige Abzocke
Wenn man eine Reise tut, dann kann es passieren, dass man für allen möglichen Kram zur Kasse gebeten wird. Hier mal eine Übersicht meiner „Nebenausgaben“, die ruckzuck bei über 100 Euro lagen

Österreich:
10-Tage Vignette – 7,90 Euro
Felberntauerntunnel – 9,50 Euro

Ungarn:
Autobahn-Vignette – 10 Euro. Man bekommt kein Pickerl, das KFZ-Kennzeichen wird elektronisch erfasst.

Rumänien:
Hafengebühren – 7 Euro, Fähre – 23 Euro

Bulgarien:
Hafengebürhen – 14 Euro, Straßenbenutzung – 10 Euro. Die Vignette ist für eine generelle Straßenbenutzung, man kommt also nicht drum rum und wenn man keine hat (gibt es an Tankstellen) muss man die Gebühren bei Ausreise bezahlen.

Montenegro:
10 Euro Straßenbenutzung

Kroatien:
27 Euro Autobahngebühren von Splitt bis Zagreb