Unser Haus auf Holmsland Klit war nur knapp 200 m vom Strand entfernt. Dazwischen lag lediglich ein schmaler Dünengürtel, der den Wind abhielt, aber auch den Blick aufs Meer versperrte und den Weg dahin sehr beschwerlich machte…
Dem Sturm zum Trotz machte sich mein Vater gleich am ersten Tag auf den Weg ans Meer. Mein Einwand, warte doch bis wir fertig sind, dann gehen wir alle zusammen… konnte ihn nicht bremsen. Ich sang ihm zum Abschied noch hinterher: „Es weht der Wind mit Stärke 10…“ Anders als im Lied hat der Sturm den Seemann sehr wohl erschüttert. Eine halbe Stunde später war er wieder da, völlig erledigt und klatschnass. Am Meer war er nicht, nur oben auf den Dünen. Ich hab dann erstmal in Ruhe auf das Sturmende gewartet, bevor ich mich vier Tage später (am 1. Weihnachtstag) auf den Weg machte.
Laut Wetterdienst, sollte am 1. Weihnachtstag die Sonne scheinen. Von Schneesturm war da nicht die Rede. Also gab es am Morgen eine große Überraschung – Juchee, der erste Schnee…
Dann zum Nachmittag wurde es tatsächlich heller, der Sturm hatte nachgelassen. Nach 4 Tagen Warten fühlte ich mich reif für die Bezwingung der Düne. Und bin gescheitert. Ich glaub, wir hatten wirklich den blödesten Dünenabschnitt auf ganz Holmsland Klit. Es war so steil, dass der Weg mit einer Art verankerter Strickleiter befestigt war. Hoch ging es ja noch recht gut.
Auf der Seeseite hatte der Sturm jedoch die Strickleiter freigelegt und teilweise aus der Verankerung gerissen. Ich hätte allenfalls auf dem Hosenboden runterrutschen können. War mir aber zu kalt, außerdem kam gerade ein kleiner Junge auf allen Vieren hochgekrochen. Oben angekommen schmiss er sich in den Sand und japste nach Luft.
Musste ich nicht haben. Also hab ich nur für Rossi ein paar Bälle runtergeschmissen, aber der hatte nach dreimal runter und wieder hoch auch keine Lust mehr. Zumal er seinen Ball nicht wiederfinden konnte.
So wurde das Projekt „Wir gehen ans Meer“ an dieser Stelle erstmal abgebrochen.
Schade eigentlich.
Weil’s aber so schön am Strand war, wollte ich unbedingt hin. Also schnell zurück, die Eltern ins Auto gepackt und ab nach Hvide Sande, bevor das Wetter wieder umschlug. Der Grund für die Autofahrt: In Hvide Sande kommt man auch ohne Dünenbesteigung an den Strand.
Dort, wo die drei Windräder stehen, waren wir fast jeden Tag zweimal am Meer, einmal nach dem Frühstück und einmal nach dem Mittagessen und dann war es eh schon wieder dunkel. Am Meer soll natürlich heißen, Sturm und Regen bestimmten die Distanz.
Am ersten Tag (nachmittags nach Papas missglückter Dünenbezwingung) war ein solcher Orkan, dass uns Sand und Regen in die Jackenkaputze peitschten oder die Mützen vom Kopf rissen. Nach 5 Minuten saßen wir wieder im Auto und fanden es dort herrlich. Nur Rossi war etwas erbost, dass der Ausflug so schnell beendet war. Fotos gibt es keine, mir wär die Kamera abgesoffen.
Am nächsten Vormittag kamen wir immerhin schon richtig nah ans Meer. Soll nicht heißen, dass das Wetter toll war, aber der Sturm hat einen zumindest nicht mehr umgeschmissen. Meine Mutter hat sogar ihre Füße ins Wasser gehalten. Niemand hatte ihr gesagt, dass das Meer Wellen macht, die auch schon mal höher ausfallen können…
Gut 14 Minuten lang haben wir Wind und Wetter getrotzt. Neuer Rekord! Dann fuhren wir zum Schuh- und Sockentausch nach Hause.
Den größten Spaß hatte eindeutig Rossi, auch wenn ihm der Sturm fast die Ohren wegblies.
Nächster Tag am späten Nachmittag – die Wellen sind nicht mehr ganz so hoch.
Heiligabend kam gegen Mittag tatsächlich Sonne raus, also so richtig. War ich glücklich, endlich mal Licht und tolle Fotofarben.
Schnell an den Strand!
Die Freude an der Sonne währte von 11:27 Uhr bis 12:05 Uhr, dann war sie wieder weg. Aber wir hatten immerhin mehr als eine halbe tolle Stunde am Strand verbracht – der perfekte Heiligabend Meerausflug 🙂
Am ersten Weihnachtstag gab es dann ja Schnee – siehe oben. Aber am Nachmittag war es herrlich am Strand.
Sämtliche Möwen Dänemarks schienen sich zum großen Fressen an der Mole verabredet zu haben.
Und ich hatte natürlich das falsche Objektiv mitgenommen 🙁
Rossi plagte ganz anderer Kummer. Die tausend Möwen waren ihm nicht ganz geheuert, so ließ er mich auf der Mole im Stich und taperte vorsichtig meiner Mutter hinterher. Außerdem war sein Ball weg – der zweite an einem Tag. Irgendwie war er zwischen die Steine gerollt und unwiederbringlich verloren.
Damit bleibt noch der letzte Tag auf Holmsland Klit – der war Wetter- und Strandmäßig einfach grandios, soviel verrate ich an dieser Stelle schon mal, alles weitere gibt es in Teil 3 🙂