In Relation zur Einwohnerzahl (330.000) hat Island bestimmt die größte Dichte an Heizungsinstallateuren und anderen Wärme-Fachleuten der ganzen Welt. Das vermute ich einfach mal, bei der aktiven Geothermie und dem vielen kochenden Wasser, das aus der Erde kommt und über die ganze Insel verteilt wird, um die isländischen Häuser warm zu halten.
Um ihre niedrigen Heizungsrechnungen sind die Isländer wirklich zu beneiden. Okay, dafür haben wir natürlich etwas festeren Boden unter den Füßen, der nicht plötzlich mal aufreisst, Lava spuckt, überkocht (siehe nächstes Foto) oder wackelt… Aber Heizung aufdrehen, ohne dass man pleite geht oder als Umweltsünder an den Pranger gestellt wird, hat auch was für sich.
Die gößte Heißwasserquelle in Island (und ganz Europa) heißt Deildartunguhver. 180 Liter kochendes Wasser stößt sie pro Sekunde aus. Das reicht, um die beiden Städte Borgarnes und Akranes und zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe in der Umgebung zu beheizen, sowie das Ferienhaus, das wir 30 km westlich der Quelle bewohnten.
Für den Fall, dass es ein Touri nicht mitbekommen haben sollte, das Wasser kocht!
Der Bauer, der neben Deildartunguhver lebt, hat gleich ein paar Treibhäuser hingesetzt und und pflanzt Tomaten an.
Was haben wir uns über denTomatenstand gefreut.
Leider bleibt festzuhalten, die Wärme alleine bringt es nicht, da ist auch noch die Sache mit der Sonne, die Geschmack in die Tomaten zaubert und dieser Zauber ist an den Tomaten leider gänzlich vorbei gegangen. Will sagen, sie haben nach gar nichts geschmeckt.
Ach ja, auch der Hotpot vor unserem Ferienhaus wurde von Deildartunguhver auf Temperatur (38-41 Grad) gebracht. Was war das herrlich, abends bei Mondschein im heißen Wasser abzuhängen. Der Mond war zum Fotozeitpunkt übrigens schon da. Nur die Sonne war noch nicht weg…
Das ganze Wasser, das von Deildartunguhver ausgespuckt wird, kann gar nicht genutzt werden. Ein Teil geht sprichwörtlich den Bach runter…
Ist es nicht unglaublich, dass am Rand und auch direkt in diesem heißen Wasser immer noch Moose und Algen (?) wachsen? Wahrscheinlich sind sie wie die Isländer – sie lieben Hotpots!
Geld in die heiße Quelle reinschmeißen soll Glück bringen – es wieder rausholen eher nicht – außer man steht auf verbrühte Finger!
Sehr spannend find ich auch die Verteilertechnik rund um die Geothermie. Also weniger die gewaltigen Anlagen, als die kleinen dampfenden Pumpstationen und Kessel (siehe erstes Foto) überall in der Landschaft…
Insgesamt gibt es in Island fünf oder sechs richtig große Geothermie-Kraftwerke (Deildartunguhver zählt nicht dazu). Besichtigt haben wir keins. Wir waren zwar in Krafla und wollten dort ins Besucherzentrum, aber das hatte am Samstag geschlossen. Wahrscheinlich hätten wir eh nicht viel verstanden, englische Fachterminologie für Heizungstechnik gehört in Deutschland nicht zum Schullehrstoff. Wir haben uns das Krafla Kraftwerk dann halt von oben angeschaut.
Und als wir oben ankamen, begann es zu schneien… es war der 26. August! Und wir hatten noch über das Skischild inmitten der heißen Quellen gelacht…
Wenn man die Krafla Berge wieder verlässt (es stinkt dort übrigens seeeehr höllisch nach Schwefel), gibt es noch ein unwiderstehliches Angebot neben der Straße: Eine heiße Dusche! Die Toilette ist aber außer Betrieb.
Im nächsten Ort (am Myvatn) sollte man auf alle Fälle eine Runde im Myvatn Naturbad planschen. Unvergleichlich! Das Bad ist ähnlich wie die berühmte Blaue Lagune in Keflavik, nur etwas kleiner. Die wundervolle milchig trübe Wasserfarbe ist auf den hohen Gehalt an Kieselsäure zurückzuführen. So ein Bad ist für den Menschen gesund, nur nicht für seinen Silberschmuck. Beim Lösen der Eintrittskarte wird man deshalb vorsorglich drauf hingewiesen, diesen abzulegen. Weil der sonst nicht mehr silbern wäre…
Im Hintergrund sieht man den See Myvatn. Der ist allerdings nicht so warm – man könnte auch sagen eiskalt! Außer den Wasservögeln und Fischen badet da glaub ich keiner.
Abschließend noch mal der Beweis, dass wirklich ALLE Isländer die Vorteile der Geothermie zu schätzen wissen