Nach zwei langen Tagen auf dem Nordatlantik fuhr die Norröner endlich in den Seydisfjord und wir hatten Island erreicht… Der erste Eindruck: viel Weite, viel unwirkliche Gegend, viel Nichts…
Ein Teil der deutschen Passagiere stand mit dem Fernglas an Deck und studierte die Autos an Land. Dann berichteten sie sich gegenseitig, was sie alles an Traktoren und sonstigen Mordsgeräten sahen.
Seydisfjördur ist ein nettes kleines Hafenstädtchen. Wenn man frisch in Island ankommt, denkt man (mitteleuropäische Maßstäbe) das ist ja gar nichts hier: klein, nichts los. Wenn man wieder zurück fährt, und sich zwei Wochen lang an isländische „Städte“ gewöhnt hat, sieht man Seydisfjördur mit ganz anderen Augen, ne richtig feine kleine Stadt!
Das Häusschen ist das schwedische Konsulat…
Und auch die Familie Barbapapa wohnt in Seydisfjördur! Diese Info ist für alle Kinder der 70er, die sich schon lange fragen, was eigentlich aus diesen bunt-blasigen Wesen geworden ist. Also liebe 70er Jahre-Fernsehkinder, die wohnen jetzt in Seydisjördur! Barbapapa grillt immer vor der Haustüre und Barbamama macht warscheinlich mit den vielen Barbakindern die Hausaufgaben und bügelt nebenbei…
So jetzt hab ich nachgeschaut, wie die alle heißen: Barbabella, Barbaletta, Barbalala, Barbarix, Barbawum, Barbabo und Barbakus.
Über einen Pass gelangt man von Seydisfjördur nach Egilstadir, der größten Stadt im Osten – also für unsere Verhältnisse eine Kleinstadt. Erst kommen aber noch ein paar Wasserfälle, bei denen gleich ein Teil unserer Mitreisenden anhielt. Weil es etwas Gedränge gab, haben wir unseren Stopp auf den Rückweg verschoben. Da waren wir dann auch fast alleine da.
Oben auf dem Pass haben wir aber gehalten und mit den anderen einen Blick runter auf Egilstadir geworfen. Unser Auto ist links das silberne neben dem Wohnmobil.
Egilstadir. Wir sind in Island angekommen. Wahnsinn!
Weils in Island so kalt ist, kommt die Vegetation nur schwer in Gang. Ein Großteil der isländischen Gewächse versucht deshalb gar nicht erst, doll zu wachsen sondern bleibt in Bodennähe. Diese kleinen Blümchen erkennt man nur als solche, wenn man näher hinschaut. Wenn sie blühen, färben sie die Landschaft im August hübsch gelb.
Am ersten Tag folgten wir noch brav der Tourenempfehlung, die wir von unserem Ferienhausanbieter bekommen hatten. Deshalb ging es von Egilstadir aus nicht geradewegs zu unserem 1. Ferienhaus, sondern ins Hochland südwestlich von Egilstadir, zum Hálslón Stausee.
Zu meiner großen Freude entdeckten wir auf dem Weg dahin ein Rentierschild. Bis dato hatte ich nicht drüber nachgedacht, ob es wohl Rentiere in Island geben könnte oder nicht. Gibt es. Nur wollten sie sich am ersten Tag nicht zeigen. Erst am letzten…
Selbst für Rentiere ist die Landschaft ganz schön karg…
So fuhren wir also 80 km zum Hálslón, einem von drei Stauseen des Kárahnjúka-Wasserkraftwerkes. Bei Wikipedia sieht man ein paar Fotos von der Bauphase – ich sag nur unglaublich! Die Staumauer ist 193 Meter hoch!!!
Der Stausee ist 200 m tief. Das kleine Inselchen hinten war ehemals ein 220 m hoher Berg, von dem man jetzt nur noch die Spitze sieht.
Und so kommt das Wasser aus dem Stausee herausgeschossen.
Vom See aus wird es über einen 53 km langen Tunnel zum Kraftwerk geleitet.
Die Fahrt dahin war bestimmt lohnenswert, nur war uns als Island Neulingen nicht klar, dass der Stausee ein Sackbahnhof ist und wir den ganzen Weg wieder zurück fahren müssen. Wir hatten eigentlich einen anderen Rückweg eingeplant. Wie die Blöden haben wir nach dieser Straße gesucht, die in der Karte grün eingezeichnet war… Wir haben sie auch gefunden, nur war sie nicht befahrbar…
Die kurzen Hosen hat mein Vater übrigens nur am ersten Tag in Island getragen, danach verschwanden sie im Koffer. Wenn man bei knapp 40 Grad in Deutschland aufbricht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass es andernorts nicht so warm ist.
Also, so sehr wir auch suchten, es gab keine Straße, die wir mit unserem PKW befahren konnten.
Somit hieß es: zurück nach Egilstadir.
Von dort ging es auf der Ringstraße 1 weiter zu unserem 1. Ferienhaus.
Vorbei an endlosen Lavafeldern…
Und aufgebrochener Erdkruste…