Über Dubai nach Neuseeland

Im Reisebüro hatte man mir versichert, dass Emirates die modernsten und bequemsten Flugzeuge der ganzen Welt hat. Also flogen wir mit Emirates Down under nach Neuseeland.

Beim Eintreten ins Flugzeug war ich schlichtweg begeistert. Die Sitze waren tatsächlich komfortabler mit viel mehr Platz, als ich es von meinen anderen Neuseelandflügen kannte. Fast wie erste Klasse. Leider wurden wir dann weiter geschoben und kamen in die von der Business in die Economy Class. Hier standen im Prinzip die gleichen Sitze wie in jedem anderen Flugzeug. Was für eine Enttäuschung, warum waren wir keine reiche Scheichfamilie.

Da saßen wir also in unseren normal beengten Sesselstühlen. Für mich war es der vierte Flug nach Nauseeland. Für meine Eltern der erste und die weiteste und abenteuerlichste Reise ihres Leben. Für meine Mutter (70) war es der erste Langstreckenflug. Und irgendwie glaubte sie, dass man in einem Flugzeug wie in einem Restaurant verpflegt wird. So grübelte sie nach dem Abflug lange drüber nach, welchen der drei „Gänge“ sie auslassen sollte. Vorspeise oder Dessert? Das alles, was da auf der Karte stand, schien ihr viel zu viel. Ich beruhige sie, dass sie sich darüber keinen Kopf zerbrechen muss. Die Portionen sind nur Portiönchen. Und so ist es auch. Die „Vorspeise“ besteht aus 2 Fitzeln Lachs auf einem Löffel Kartoffelsalat. Das Dessert, eine Quarkspeise, passt auf 3 Teelöffel. Das lässt sich gut mit dem Hauptgang arrangieren.

Das erste Essen im Flugzeug schmeckte noch gut. Bis wir in nach drei Tagen endlich in Auckland waren, hatten wir 3 oder 4 mal warm gegessen. Ab dem zweiten Mal ließ ich den (warm gehaltenen) Hauptgang komplett aus, denn egal was in der Aluschale steckte, es schmeckte immer gleich warmgehalten.

Nach dem Chicken-Menü ging das Licht aus und wir wurden zum Schlafen verdonnert. Wer nicht schlafen wollte oder konnte, bekam auf der Rückenlehne seines Vordermanns einen Film oder Nitendospiele serviert. Als Neulinge in Sachen Langstreckenflug, vertrieben sich meine Eltern viel Zeit damit, hinter die Technik der Technik zu kommen.

Ein Nebenmann hatte schließlich Mitleid und erklärte uns (ich hatte auch keine Ahnung), wie man von Film auf Spiel oder Radio umschaltet usw. Hurra, wir sind im Film-Channel, aber im einzigen deutschsprachigen Film wurde wie verrückt rumgeballert und worum es überhaupt ging, verstand auch keiner.

Nachdem wir erst zum Zwangsschlafen verdonnert wurden, wurden wir nach ein paar Stunden wieder Zwangsgeweckt. Die Stewardessen brachten eine Runde kochendheiße Waschlappen vorbei, dann das Frühstück. Anschließend ging genau wie nach dem Abendbrot der Run auf die Toiletten los. Flugzeugroutine…

Im Landeanflug auf Dubai, wo wir für einen Tag einen Stop Over einlegen wollten, klebte ich fasziniert mit der Nase am Fenster. Natürlich wusste ich, dass eine Wüste Landschaft mit viel Sand ist. Aber eine Wüste dann wirklich zu sehen… wie können hier Menschen leben? Weit und breit nichts als Sand und Dünen; mitten im Nichts steht immer mal wieder eine kleine Baracke. Keine Straße, keine Nachbarn, kein Baum, nur diese einsamen Bretterbuden. Und dann fängt mitten im Sand plötzlich eine Straße an. Nach ein paar Kilometern steht an der Straße auch ein Haus, noch mehr Häuser… riesige Häuser… Dubai.

Nach etwas mehr als 6 Stunden Flug waren wir in Dubai und zum ersten Mal in unser aller Leben im Orient. Auf Hitze waren wir eingestellt, aber doch nicht gleich am frühen Morgen, oder? Der Boden dampfe förmlich, als hätte jemand eine Fußbodenheizung eingebaut und sie auf volle Leistung gestellt. Auch mit so hoher Luftfeuchtigkeit hatten wir nicht gerechnet. Die paar Schritte bis zum Bus, der uns zum Terminal bringen sollte, waren schon ein paar Schritte zu viel. Schweißüberströmt stiegen wir ein und japsten nach Luft. Dem Himmel sei Dank für die Erfindung der Klimaanlage. Mein Vater konnte nicht mehr durch die Brille schaun, so beschlagen waren die Gläser. Als alte Skandinavien-Urlauber standen wir regelrecht unter Temperaturschock.

Nach den Zollformalitäten (wir hatten etwas Schiss gehabt dass wir die Trombose-Spritzen im Gepäck erklären müssen) ging es an die wichtigen Dinge. Geld war wichtig, also erst mal zum nächsten Geldautomaten. Dann zur Gepäckaufbewahrung, um die ganzen Koffer loszuwerden, bevor wir mit dem nächsten Taxi zum Hotel fahren wollten.

Wahrscheinlich hab ich bei der Hotelbuchung im Reisebüro nicht richtig zugehört, oder nicht richtig nachgedacht. Auf dem Weg zur Gepäckaufbewahrung trafen wir einen Fahrer des Hotels mit unserem Namensschild. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir abgeholt werden, aber wir waren sehr froh darüber. Während der etwas holprigen Fahrt klebten wir mit den Nasen am Fenster und saugten alles in uns auf. Wir waren im Orient. Unglaublich.

Draußen war es unsäglich heiß, im Hotel war es glücklicherweise angenehm kühl. War wie draußen Orient, innen Oxident. Vor dem Schlafen frühstückten wir noch in Ruhe. Das Frühstücksbüfett war üppig beladen mit exotischen und größtenteils unbekannten Zutaten. Manches war gewöhnungsbedürftig. Erbsenpüree zum Frühstück konnte ich z.B. nicht so viel abgewinnen. Dafür bekam ich von den vielen verschiedenen Wassermelonen nicht genug. Es gab nicht nur die bekannten mit pinkem Fruchtfleisch, sondern auch welche mit weißem und gelbem – sehr sehr lecker!

Um 9 Uhr morgens gingen wir zu Bett, um die mehr oder weniger durchgemachte Nacht nachzuholen. Wobei ich anmerken möchte, dass das Hotel von außen und im Foyer echt First Class aussah.

Das Zimmer dagegen… na ja. Da wir zu dritt nur ein Zimmer hatten, gab es für mich eine Matratze auf dem Boden. Ich verkniff mir, über den Dreck im Teppich nachzudenken. Ich war so müde, da war es mir eh egal, Hauptsache Ruhe und Schlafen und Klimaanlage an!

Um 14.00 standen wir teilweise wieder auf. Mein Papa hatte ausgeschlafen, schaute aus dem Fenster und berichtete uns von seinen Eindrücken. Wir wollten zwar nichts davon hören, sondern schlafen. Aber gegen einen aufgewachten Vater kann man nichts machen…

Jeder hat eine riesige Satellitenschüssel auf dem Dach….

Papa war putzmunter und es zog ihn an die frische Luft, auf nach draußen und den Orient erobern. Im Reisebüro hatte man mir gesteckt, dass die Araber erst am späten Nachmittag, kurz vor der Dämmerung ihre Häuser verlassen. Es seien nur Europäer, die bei voller Hitze draußen rum laufen. Diese Warnung konnte seinen Entdeckerdrang nicht bremsen. Er wollte raus. Und er ging raus. 15 Minuten später war er wieder da. Seine Brillengläser waren beschlagen, auf der Stirn stand ihm der Schweiß. Kommentarlos nahm er die Brille ab, zog sich aus und legte sich wieder hin. Wir konnten weiterschlafen…

Schließlich war es der Muhedin, der unseren Schlaf beendete. Sein Ruf schallte lautsprecherverstärkt durch die Straßen.

Heute begann der Ramadan und alle Moslems eilten zur nächsten Moschee. Aus dem Fenster erlebten wir ein einzigartiges Schauspiel. Eine Armee aus weißen Kaftanen strömte aus den Häusern und wie eine Ameisenformation die Straße hinunter. Das Schauspiel dauerte nur wenige Minuten, dann war kein Mensch mehr zu sehen. Bis wir geduscht hatten und in die Gänge gekommen waren, war der Gottesdienst vorbei. Es dämmerte und die Männer trafen sich mit ihren Freunden auf der Straße, um zu essen und zu feiern.

Was fingen wir nun mit unserem Tag in Dubai an? Erstens, es war Feiertag. Zweitens, es dämmerte bereits. Zoobesuch fiel da wohl aus. Ich wollte gerne an den Strand und das Meer und das Muschelaufkommen begutachten. Aber wohin? Mit dem Taxi und dem Finger auf dem Stadtplan kamen wir schließlich zum Hafen. Gut, wir haben das Meer gesehen, aber das war auch alles. Einen Strand, um sich dem Wasser zu nähern, gab es keinen. Falsche Stelle ausgewählt.

Mein Vater assoziiert mit einem Hafen vor allem eines: frischen Fisch und Krabbentiere, die er mit  stundenlanger Langmut pulen kann. So konnten wir ihn nicht davon abhalten, schnurstracks zur Fischhalle zu rennen. Wir blieben in sicherem Abstand zu dem Gebäude, der Gestank, war selbst in 100 Meter Entfernung kaum zu ertragen. Glücklicherweise kam er nicht rein in die Halle, oder es war nichts los…. Jedenfalls kam er ohne Fisch wieder.

Aber die Halle mit Obst und Gemüse hatte offen und da stank es nicht nach totem Getier. Keine Ahnung, um welches Gemüse es sich auf dem verwackelten Foto handelt. Mein Vater erwarb an einem Stand eine Tüte mit getrockneten Datteln und war glücklich. Datteln sind fast so gut wie Krabben pulen. Er futterte sie später still vergnügt im Hotelzimmer.

Lecker Melonen, aber zu groß und schwer, um sie durch die Gegend zu schleppen.

Unweit des Hafens, im Stadteil Deira ist der Gold Souk – The City of Gold. Eine mehrstöckige Shoppingmall ausschießlich mit Juwelier- und Goldgeschäften.

War wirklich nicht weit weg, aber ich möchte erwähnen dass es immer noch unsäglich heiß war und die Straße einer überheizten Bodenheizung glich. Unsere Füße qualmten fast!

Als Fußgänger ist man in Dubai eh in einer schlechten Position. Nur wem es an Geld für ein Auto oder Taxifahrten mangelt, ist zu Fuß unterwegs. Also fühlen sich Autofahrer einem Fußgänger per se überlegen. Wenn ein Fußgänger die Straße überqueren will, wird er schon aus 100 Meter Entfernung angehupt, selbst beim Zebrastreifen. Hau bloß ab und komm mir nicht unters Auto!!! Hängt vermutlich mit der Gesetzgebung zusammen, dass man für die Familie eines Verkehrsopfers aufkommen muss.

Irgendwie haben wir es geschafft, auf die andere Seite und in den Gold Souk zu kommen, ohne einen Autofahrer näher kennenzulernen. Das beste: Endlich wieder eine Klimaanlage und ein Fußboden, der einem nicht die Schuhsohlen wegschmilzt. Halleluja!

Es glitzert und funkelt in jeder Ecke. So ungefähr muss es in Alibabas Höhle ausgehen haben. Das Geschmeidezeugs trifft leider so gar nicht meinen Geschmack. Aber das muss es auch nicht. Was zählt, ist das Gold, die Verarbeitung wird als Gratisbeigabe betrachtet. Ganz egal, was der Juwelier da in stunden- oder tagelanger Arbeit gezaubert hat, bezahlt wird nur der reine Goldpreis. Und der soll in Dubai so niedrig wie sonstwo sein. Leider hab ich kein Geld, das ich in Gold tauschen und bei uns zu mehr Geld machen könnte. Tja.

Nach zwei Schaufenstern hatte ich genug vom Geschmeide. Das einzige, was mir imponierte, war die mehrstöckige Galerie und der Aufzug.

Deshalb mussten wir mal rauf fahren, um runter zu schaun.

Nachdem der Gold Souk nur kurzzeitig interessant war, haben wir uns anschließend noch auf den Weg zum Deidre City Center gemacht. Mit rund 300 Geschäften war sie 2004 noch die größte Shoppingmall in Dubai. 2006 sollte dann die weltgrößte Shopping Mall mit 2.000 Geschäften eröffnet werden. Keine Ahnung, wer sowas braucht…

Das einzige Geschäft, das wir betreten haben, war ein Supermarkt – mal schaun, wie man in Dubai so lebt, isst und trinkt.

Wir kauften noch ein bisschen was zu Knabbern und vor allem zu Trinken. Dann brachte uns ein Taxi zurück zum Hotel, soweit wollten wir trotz unserer Armut doch nicht laufen. Im Hotelrestaurant am lauschigen Pool, also im Freien, wo es immer noch knackig heiß war, bestellten wir uns was zum Abendbrot. Am Ende des Pools war das Taj Mahal aus Styropor aufgebaut. Aus dem gleichen Material cruisten ein paar mit Teelichtern beladene Schiffchen auf dem Wasser. So romantisch…

Weil wir früh raus mussten, gingen wir früh ins Bett. Es war ein interessanter Tag, aber wir freuten uns, als wir am nächsten Tag ins Flugzeug steigen konnten und die Reise nach Neuseeland weiterging.

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