Es war ein wunderschöner sonniger Tag, strahlendblauer Himmel, wie gemacht für ein Whalewatching. Also haben wir bei einem der beiden Anbieter in Husavik gefragt, ob sie nachmittags noch mal rausfahren und die Tour für mich und meinen Vater gebucht. Meine Mutter wollte nicht mit, sie meinte, sie hat’s nicht so mit Walen.
Ich war vor Husavik schon mal in Kaikoura (Neuseeland) auf Whalewatching Fahrt. Während die Neuseeländer sehr strenge Vorschriften haben, wie dicht man an die Wale heranfahren darf, sehen die Isländer das deutlich lockerer. Sprich, hier gibt es keine Vorschriften und wenn man Glück hat, kann man eine fast hautnahe Begegnung haben.
Obwohl es der perfekte Tag schien, war das erste, was uns Maat Michael an Board erzählte: „the sea is a bit wavy“ – also wellig. Und dann gab es zwei Regeln an Board, von denen die erste lautete: Immer festhalten!
Die zweite Regel hab ich vergessen, war wohl nicht so wichtig. Wer wollte, konnte sich warme Jacken, wasserfeste Hosen und Regenmäntel ausleihen. Wem leicht schlecht wurde, sollte nicht unter Deck gehen, und sich am Festland einen fixen Punkt suchen, auf den er schaut. Dann bekamen wir noch die Aufforderung, nach den Walen Ausschau zu halten (zu erkennen am Rücken, der aus dem Wasser schaut, ihrer Fontäne, oder ihrer Fluke, wenn sie untertauchen oder vielen Möwen auf dem Wasser) und laut zu schreien. Und los ging’s.
A bit wavy war dann in Wahrheit doch ganz schön heftig, obwohl es gar nicht so aussieht. Wir saßen Backbord in der Sonne, mit dem Rücken gegen die Aufbauten und konnten unseren Füßen dabei zuschaun, wie sie gelegentlich ein/zwei Meter hoch oder runtergingen. Außerdem spülte das Wasser durch die Schoten (?)
Den ersten Wal sahen Maat Michael, der oben im Krähennest hockte (ich vermute, er war angebunden) und ich fast zeitgleich. Bzw. wir sahen in der Ferne seinen Atem in Form einer Fontäne.
Also Vollgas, um näher an den Buckelwal, um einen solchen handelte es sich, zu kommen. Der (engl.) Humpback war aber inzwischen abgetaucht und nun galt es so lange zu warten, bis ihm die Luft ausgeht (8-10 Minuten) und er irgendwo anders wieder auftaucht. Was praktisch überall sein konnte. Also starrten wir 10 Minuten wie gebannt aufs Meer, dann entdeckte mein Vater ihn.
Nur tauchte der Wal gleich wieder ab. Also nochmal warten und rumschaukeln. Und dann – kaum zu glauben aber wahr, tauchte er direkt parallel zu unserem Boot auf und schwamm ein paar Meter neben uns. Also die paar Meter, die er brauchte, um Luft zu holen, und abzutauchen.
Das hätte eigentlich ein Wahnsinnserlebnis sein müssen, nur hab ich mir den Wal durch die Kamera angeschaut, und weil ich das verkehrte Objektiv (55-250 mm) drauf hatte (wer rechnet auch damit, dass er direkt neben dem Boot auftaucht), konnte ich ihn nicht in seiner ganzen Größe erfassen/sehen, sondern nur stückchenweise, wie er grad am Boot vorbei zog.
Ich hab also 7 Fotos von ihm. Eins vom Rücken/Luftloch, drei unscharfe vom Rücken und Schwanzansatz, zwei scharfe von der Fluke als er untertaucht (allerdings immer etwas abgeschnitten – falsches Objektiv).
Dann war er weg.
Das war schon ziemlich aufregend, ich denke aber, der Blick durch die Kamera, um möglichst viele gute Fotos zu machen, statt ihn direkt mit dem Auge zu sehen, hat den Erlebniswert stark gemindert. Nachdem er weg war, haben wir wieder gewartet, bis er auftaucht und pustet und dann sind wir wie gehabt mit Vollgas hin gefahren und haben gehofft, dass wir ihn noch mal gut sehen, bevor er wieder untertaucht. So dicht wie beim ersten Mal kam aber keiner der beiden Wale, die wir in der Bucht gesehen haben, mehr ans Boot ran.
Wir waren natürlich nicht das einzige Boot in der Bucht von Husavik (vik=Bucht). Es gab noch ein oder zwei weitere Schoner, die in größerem Abstand zu uns ebenfalls nach Walen watchten.
Außerdem gab es ein „Speedboot“, das wie eine Rakete übers Wasser schoss und dann wirklich ganz dicht bis an die Wale kam. Die Passagiere wurden vorher in besondere Thermoanzüge gesteckt, damit sie nicht erfrieren. Und damit sie nicht über Board gehen, waren sie auf ihren Sitzen angeschnallt.
Als wir nach 3 Stunden wieder an Land gingen, waren wir ordentlich durchgepustet und hatten etwa 5 mal die beiden Wale mehr oder weniger nah gesehen. War schön, aber war auch schön, wieder ohne festhalten stehen zu können. Anschließend haben wir im Hafen eine leckere Portion Fish & Chips gegessen…
und eine Möwe hat drauf gehofft, dass was unter den Tisch fällt…
Am letzten Tag, als wir zurück zur Fähre fuhren, haben wir noch mal von Land aus einen Wal gesehen. Ihn zu beobachten, hat fast genauso viel Spaß gemacht, wie vom Boot aus. Das Blöde bei Walen ist nur leider, dass man nicht weiß, wann und wo sie auftauchen…